Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, denn es befördert gute Autoren in die Rolle des Chefredakteurs.

Schreiben ist jedes Mal ein Abenteuer für mich. Ich weiß nie, was mir aus den Fingern fließen wird. Es ist Magie. KI als Schreibhilfe hat zwar ihren eigenen Zauber, doch es mechanisiert das Schreiben ein Stück weit. Hier einige Regeln, wie Du auch mit KI prickelnd schreibst.

1. Folge Deiner eigenen Gliederung, durchdenke das Thema selbst

Wenn die KI so richtig loslegt und Zeile für Zeile den Bildschirm füllt, sei wachsam. Frag Dich: „Hätte ich das auch geschrieben?“. Übernimm nichts aus Bequemlichkeit, sonst ist es nicht mehr Dein Text. Schreib am Anfang eine Gliederung, um die sich der Text schlängelt. Unter jeden Gliederungspunkt kommen ein, zwei Sätze zum Inhalt. Den kann die KI dann ausformulieren, wenn Du es nicht selbst schreiben willst oder kannst. Wenn der rote Faden am Ende noch Deiner ist, hat die KI Deine Botschaften nicht verfälscht.

2. Eigene Einleitung schreiben, wenn möglich

Die Eingangstür eines Artikels, sie droht zu Drehtür zu werden und Leser gehen gleich wieder, wenn KI langweilig einsteigt. Auch gibt die Einleitung den Schwung Deines Textes vor. Schreib den Einstieg deswegen am besten selbst. Lass Dich ruhig inspirieren von der Software, dann pick Dir die Rosinen aus dem generierten Text. So besser nicht:

Lass Dich inspirieren von der KI…

… aber erwarte keine Wunder von allgemeinen Anweisungen.

3. Verfeinere Deine Arbeitsanweisungen an die KI

Als ich mich beim obigen Beispiel für eine Einleitung inspirieren lassen wollte, kam nur allgemeines Geschwafel raus. Ich versuchte also einen anderen Weg und gab mehr vor:

Schreibe eine interessante Einleitung über „10 Profi-Regeln für den Umgang mit KI“ im Stil des Journalisten Wolf Schneider.

Schon viel besser, weniger allgemein, weniger einschläfernd. Beim „heißen Thema“ würden mir sofort Ideen für eine Einleitung kommen. Inspiration!

Schließlich versuchte ich es noch mit einem anderen Sprachmodell (GPT-4), das momentan nur in ChatGPT verfügbar ist:

Zuvor hatte ich ChatGPT noch mitgeteilt: „Schreibe im Stil des Journalisten Wolf Schneider.“ Merke: Mit Deinen Arbeitsanweisungen (Prompts) steht und fällt die Qualität der Ergebnisse.

4. Benutze ChatGPT nicht zur Recherche

Mach Dir bewusst, wie die KI-Systeme funktionieren. GPT etwa ist ein Sprachmodell; es kann gut reden und versteht uns. Es fügt bei einer gegebenen Liste von Wörtern das wahrscheinlichste nächste Wort an. Diese Tools wissen nichts, auch wenn Ergebnisse gut klingen. Ihr scheinbares Wissen haben sie aus den Texten, mit denen sie trainiert wurden. Das liest sich inzwischen wie von Menschenhand geschrieben, ist aber im Prinzip nicht sehr intelligent. Solche Tools erfinden auch Fakten – sie ersetzen einfach keine eigene Recherche.

5. Bring Deinen Stil ein

Wenn ich KI benutze, übernehme ich selten Texte, sondern lasse mich anregen. Oft kombiniere ich meine Version mit den KI-Vorschlägen. Ich feile, bis ich zufrieden bin. Erinnere Dich daran: Dank künstlicher Intellgenz kann nun jeder das Blatt beliebig voll schreiben. KI-Texte finden aber keine Fans und keine Stammleser, ihnen fehlt das Gefühl. Wenn Du Texte mit Deinem persönlichen Stil prägst, fallen sie auf.

6. Nutze das wahre Potenzial von KI

KI ist schnell. Sie beißt sich für mich durch wirre Behördentexte und macht daraus einfache Sprache – ich bringe Melodie in die Zeilen. Als Assitenz ist KI genial. Als Gehirnersatz eine Katastrophe.

In Sekunden formt das Tool für mich aus dem obigen amtsdeutschen Unfall einen klaren Text:

7. Überarbeite so kritisch wie ein Chefredakteur

Sei gemein zur KI – es tut ihr nicht weh. Überarbeite kleinlich jeden Satz, jede Aussage, damit ein menschlicher Text rauskommt. Durch das Generieren sparst Du Zeit – einen Teil davon kannst Du mit gutem Gewissen nutzen, um den Text zu veredeln.

8. Übertriff den Status Quo

„Was ist ein Auto?“ Auf diese Frage wird Dir ein KI-Tool artig eine korrekte Antwort geben. Wenn Du ein Auto aber aufregend, anregend, interessant erklären willst, braucht es mehr als den richtigen Prompt. Du musst von Dir ausgehen: Was spricht mich an? Was wird meine Zielgruppe ansprechen? Dann lässt Du Dich vom Tool inspirieren und schaffst etwas Neues, das besser, interessanter ist als der Status Quo. Denn KI arbeitet mit dem, was Menschen bereits geschrieben haben. Ein guter Text lebt von dem, was noch nie jemand gesagt hat, in Worten, die jeder kennt.

Über den Autor

Gidon Wagner lernte in München Journalismus und schult in Seminaren verständliches Texten, auch mit künstlicher Intelligenz. Er ist Geschäftsführer der WORTLIGA Tools GmbH. Das Unternehmen betreibt die WORTLIGA Textanalyse, eine E-Learning-Software für verständliche Sprache.

Mehr Tipps zum Schreiben mit KI: Wie viel KI tut unseren Texten gut?

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Kai Spriestersbach ist ein Nerd und trägt den Journalismus im Herz: Kein Wunder, dass er ein Buch über künstliche Intelligenz fürs Texten schreibt. Es heißt „Richtig Texten mit KI: ChatGPT, GPT-3 und Co.“ und erscheint am 10.05.23 im mvg Verlag. Das Buch zeigt Dir, wie ChatGPT und GPT-3 funktionieren, was sie können und was nicht – und wie Du sie nutzt. Auch die neuen KI-Vorschläge der WORTLIGA Textanalyse kannst Du damit besser einsetzen. Du kannst das Buch jetzt vorbestellen.

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