Bis 2025 müssen Unternehmen barrierefrei kommunizieren. Höchste Zeit also für Normen und Regelwerke, die verständliche Sprache definieren. Im Frühjahr 2023 erschien bereits ein DIN-Entwurf zur Leichten Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten. Nun legt die Internationale Organisation für Normung (ISO) nach und veröffentlichte eine Norm zur Einfachen Sprache für jeden.

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Das kürzliche Urteil eines amerikanischen Gerichts bestätigte, dass Kunstwerke einer KI nicht urheberrechtlich geschützt sind. Das Gericht sagte, dass Menschen beim Erschaffen des Kunstwerks beteiligt sein müssen, um es schützen zu können. Bei Kunstwerken einer Software sei das nicht der Fall. Ein rechtsfreier Raum herrscht deswegen noch lange nicht, geht es um KI-Werke.

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Sogar das Finanzamt spricht neuerdings Klartext und bietet auf seiner Website „Leichte Sprache“ an. Damit hilft die Behörde etwa Menschen mit Lese- und Verständnisproblemen. Der DIN-Entwurf SPEC 33429 gibt Empfehlungen, damit alle Autoren und Auftraggeber Leichte Sprache gleich gut umsetzen. Zusätzlich zur Textverständlichkeit konzentrieren sich die Empfehlungen auch auf visuelle Gestaltung von Texten.

Die DIN SPEC 33429 entwickelten Fachleute im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS). Dabei waren Vertreter aus den Bereichen Regierung, Wissenschaft, Design, Übersetzung und Prüfung sowie aus Verlagen beteiligt.

Der Entwurf enthält unter anderem:

  • Regeln für das Übersetzen und Schreiben von Texten in Leichter Sprache.
  • Wege, um Texte verständlicher und besser lesbar machen.
  • Empfehlungen zur sprachlichen und visuellen Gestaltung.
  • Ratschläge, wie man Leichte Sprache in verschiedenen Medien verwendet.
  • Anforderungen an die Fähigkeiten von Menschen, die Texte erstellen, prüfen und gestalten.

Den kostenlosen Entwurf der DIN-Norm lädst Du beim Beuth-Verlag herunter (nach Anmeldung)

Der DIN e.V. will die „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“ im Herbst 2023 veröffentlichen. Das Dokument mit dem Kürzel „DIN SPEC 33429“ soll auch in Leichte Sprache übersetzt werden.

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Einfache Sprache ist nicht nur ein nettes Extra, sondern fördert barrierefreie Kommunikation. Sie unterstützt, rechtliche Vorgaben einzuhalten, spricht mehr Menschen an und stiftet öffentlichen Nutzen. Alle Menschen profitieren von klaren Inhalten. Indem Du Dich für barrierefreie Kommunikation entscheidest, zeigst Du Verantwortung.

Einfache Sprache hilft allen weiter

Pflege Dein Sprachniveau: B wie Besser

Dieser Text ist in B2 geschrieben – das ist die vierte Stufe auf der europäischen Sprachniveau-Skala. Die Chancen stehen also gut, dass Du diesen Beitrag verstehst, denn viele Menschen verstehen B2. Diese Stufe bietet noch genug Abwechslung, um anregend zu klingen und komplexe Themen zu behandeln. In Deiner Kommunikation förderst Du Barrierefreiheit, indem Du diese Sprachniveau-Stufe oder noch leichtere benutzt, nämlich die Stufen darunter: B1 oder A2.

Festgelegt sind die Sprachniveaus im Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER). Sprachbarrieren entstehen, je höher das Niveau eines Textes ist.

B1 für den ganzen Konzern

Die EU-Niveaus helfen Firmen und Organisationen, ihre Sprache zu verbessern. Die Versicherung Generali entschied zum Beispiel, dass sie nur noch auf Sprachniveau B1 kommunizieren will. Zum Beispiel in ihren Millionen Briefen, E-Mails und Texten auf der Website. Hier erfährst Du mehr darüber, wie das Unternehmen bei der Umstellung auf B1 vorgeht.

Einfache Sprache hilft allen – und manchen noch mehr

Manche Menschen brauchen die Leichte Sprache – sie liegt in der Sprachniveau-Skala bei A2 bis A1. Aber Leichte Sprache ist mit ihrem sehr stark vereinfachten Aufbau nichts für alle Menschen. Die Stiftung Regens Wagner Dillingen vergleicht einfache Sprache mit einem Haus, in das „möglichst viele Gäste durch einen gemeinsamen Eingang gehen können. Auch im Haus sollen die Räume für alle Besucher frei zugänglich sein. So kann jeder selbst entscheiden, welchen Raum er besuchen möchte.“

Die Sprachniveaus im Überblick (gekürzte Beschreibung)

Elementare Sprachanwendung

A1: Versteht und nutzt einfache Sätze für alltägliche Bedürfnisse. Kann sich und andere vorstellen.

A2: Versteht häufig gebrauchte Ausdrücke und kann einfache Informationen über sich selbst und seine unmittelbare Umgebung austauschen.

Selbstständige Sprachanwendung

B1: Versteht wichtige Informationen in klarer Standardsprache und kann sich in Alltagssituationen ausdrücken. Kann einfache Meinungen und Pläne äußern.

B2: Versteht komplexe Texte und abstrakte Themen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich flüssig in einem Gespräch mit Muttersprachlern einbringen. Kann klare, detaillierte Meinungen abgeben.

Kompetente Sprachverwendung

C1: Versteht anspruchsvolle, längere Texte und kann sich spontan und flexibel in sozialen und beruflichen Kontexten äußern. Kann komplexe Themen klar besprechen.

C2: Versteht nahezu alles Gelesene oder Gehörte und kann sich sehr flüssig und genau ausdrücken, auch bei komplexen Themen.

Bildschirmfoto der WORTLIGA Textanalyse. Das Tool analysiert die Seite des Europäischen Referenzrahmens, auf der er seine Sprachniveaus erklärt. Der Text ist kompliziert geschrieben auf einem Sprachniveau von C2, mit einer Lesbarkeit von 44

Kritischer Fakt: Seine Niveaus beschreibt der Europäische Referenzrahmen auf einem Experten-Level von C2 (laut Textanalyse). Mit einer durchschnittlichen Satzlänge von 19 Wörtern ist die Seite des Referenzrahmens selbst eine mittelgroße Sprachbarriere im Netz.

Lesbarkeit: Je höher, desto besser

Jeder Text soll und kann leicht lesbar sein, auch wenn er auf einem höheren Niveau wie C1 geschrieben ist. Einzige Bedingung: Der Autor muss etwas Mühe und Feinschliff investieren. Wer leicht lesbar schreiben will, nutzt einfache Sätze, kurze Wörter und vermeidet komplizierte Formulierungen sowie viele Kommas. Finger weg von Abkürzungen! Reduziere überflüssige Fach- und Füllwörter und wähle eher den Verbalstil. Motto: Mehr Verben, weniger Beamtendeutsch.

Brauche ich eine hohe Lesbarkeit für die Barrierefreiheit?

Das Gesetz verlangt nicht wörtlich eine hohe Lesbarkeit für die Barrierefreiheit. Wörtlich steht aber in der betreffenden Verordnung*: […]Angebote, Anwendungen und Dienste der Informationstechnik sind barrierefrei zu gestalten. Dies erfordert, dass sie wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust sind.

Weil Lesbarkeit – wie das Sprachniveau – ein Faktor für Verständlichkeit ist, dürfen wir sie auch als Faktor für Barrierefreiheit verstehen. Rückenwind bekommt die Lesbarkeit als Werkzeug durch die Forschung: Etwa vom Hamburger Verständlichkeitsmodell. Es präsentiert Prägnanz, Einfachheit und Ordnung als wichtige Faktoren. Wer an der Lesbarkeit schraubt, nimmt Einfluss auf diese Faktoren.

Beispiele, wie höhere Lesbarkeit Sprachbarrieren abbaut

FaktorVorherLesbarkeitsindex (vorher)NachherLesbarkeitsindex (nachher)
Prägnanz„In Anbetracht der Tatsache, dass es während der Wintermonate oft zu einem signifikanten Absinken der Temperaturen kommt, empfiehlt es sich, adäquate Kleidung zu tragen.“16„Im Winter wird es oft kalt. Tragen Sie warme Kleidung.“89
Mehr Einfachheit„Die Konsumation von übermäßigen Mengen koffeinhaltiger Getränke könnte potenziell zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.“27„Zu viel Kaffee kann Nebenwirkungen haben.“66
Ordnung (Vermeidung des Perfekts)„Der Bericht, den wir im letzten Monat begonnen hatten, wurde endlich abgeschlossen.“44„Der Bericht aus dem letzten Monat ist fertig.“100
Ordnung (Vermeidung des Passivs)„Das Meeting wird von der Geschäftsleitung um 14 Uhr durchgeführt.“0„Die Geschäftsleitung trifft sich um 14 Uhr und bespricht das Thema.“80

So räumst Du Sprachbarrieren aus Deinen Texten

Verständlichkeit und Sprachniveau

  • Verwende die dritte Stufe (B1), mindestens die vierte Stufe (B2) der EU-Sprachniveau-Skala für maximale Verständlichkeit.
  • Überprüfe, ob der Text die Zielgruppe anspricht und deren Sprachkenntnisse berücksichtigt.

Bevorzuge klare und prägnante Formulierungen

  • Überarbeite komplizierte und lange Sätze in einfachere und kürzere Versionen.
  • Vermeide überflüssige Füllwörter und unnötige Abkürzungen.
  • Nutze den Verbalstil und vermeide „Beamtendeutsch“.

Wortwahl und Formulierungen

  • Tausche Fachbegriffe und komplexe Phrasen durch einfachere und klarere Alternativen aus.
  • Halte durchschnittliche Satzlängen bei circa 15 Wörtern; für „Leichte Sprache“ sogar kürzer.
  • Verwende direkte Formulierungen, etwa „Weil…“ statt „In Anbetracht der Tatsache, dass…“.

Struktur und Lesbarkeit

  • Schreibe das Wichtigste zuerst.
  • Stelle die Verben möglichst nah an den Satzanfang.
  • Organisiere den Text in einer klaren und logischen Struktur.
  • Nutze einen Gedanken pro Satz und einen Gedankengang pro Absatz.

Verwende Tools zur Textanalyse

  • Nutze Tools wie WORTLIGA, um das Sprachniveau des Textes zu bestimmen.
  • Richte Dich sowohl nach dem Sprachniveau als auch nach der Lesbarkeit in der Analyse.

Wie Du das Sprachniveau Deines Textes feststellst

Die WORTLIGA Textanalyse ist derzeit eines der wenigen (kostenlosen) Tools, die das Sprachniveau eines Textes anzeigen. Wir berechnen das Sprachniveau nach dem Europäischen Referenzrahmen anhand der verwendeten Wörter im Text und deren Gebräuchlichkeit. Außerdem spielt die Lesbarkeit eine wichtige Rolle und die durchschnittliche Satzlänge des Textes. Bei der Justierung haben wir uns an Beispieltexten in einfacher und leichter Sprache orientiert, etwa von verschiedenen Sprachinstituten sowie offiiellen Stellen und Ihrer Web-Inhalte.

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Bild von Marcela auf Pixabay