Anschaulich schreiben: Wie Du Deine Texte zuspitzt

Abstraktes Denken ist eine Fähigkeit – abstraktes Schreiben eine Unfähigkeit; die Unfähigkeit, Dinge beim Namen zu nennen, sich festzulegen, Leben in den Text zu bringen. Wir dringen mit abstrakten Texten schwer zum Leser durch. Frag Dich oft: Welche Details machen den Satz konkreter? Die folgenden Stilmittel helfen Dir dabei.

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12 Stilmittel und Formate für bildhafte Texte

1. Anschauliches Thema, anschaulicher Text: Wähle ein konkretes Thema und Dein Text wird von selbst anschaulicher. Nicht: 10 Tipps für den nächsten Urlaub. Sondern: 10 Tipps für Deinen Urlaub in Rom. Oder: Warum Du in Rom zuerst [Sehenswürdigkeit] besuchen solltest. Oder: Was ist die beste Zeit für einen Urlaub in Italien?

2. Schreib in der Einzahl: In der Realität geht es immer um ein Auto, um einen Urlaub, um ein Ding nach dem anderen. Wenn ich schreibe „10 Tipps für Deine nächsten Urlaube in Rom“, wirkt es gleich weniger interessant, weil allgemeiner.

Welche Wörter und Verben sind anschaulich?

Anschauliche Wörter kennt der Leser aus seinem Alltag; er kann sie anschauen, vor seinem inneren Auge entsteht also ein Bild beim Lesen. Anschauliche Sprache entsteht außerdem durch Verben; wenn Menschen in unseren Texten etwas tun. Siehe dazu den folgenden Punkt: Lass Menschen handeln

3. Lass Personen handeln, erzeuge Kopfkino: In der Realität tut immer jemand was. Kein Unternehmen steigert seinen Umsatz. Es sind die Mitarbeiter der Unternehmensberatung, die Kunden mehr Stunden verkauft haben. Die Software verbessert nicht die Texte des Autoren. Der Autor gibt seinen Text in die Software ein und folgt den Hinweisen des Programms. Die Baustelle wurde nicht schneller fertig. Die Arbeiter haben drei Wochen lang in Extraschichten Stahlbeton gestemmt, damit die Bewohner rechtzeitig ins Seniorenheim einziehen können.

4. Benutz Beispiele, am besten aus dem Alltag deiner Zielgruppe: Wenn Du jemandem etwas erklärst, starte am besten mit einem Beispiel. Das gilt in Texten wie in Gesprächen. Wenn mich jemand fragt, was mein Job ist, und ich antworte: Ich habe eine Text-Agentur, schauen mich die meisten erst mal fragend an. Was ist das? Machen die was mit Zeitschriften? Wenn ich aber antworte: Ich habe eine Text-Agentur, unsere Autoren schreiben zum Beispiel die Seminar-Texte für den TÜV Nord, dann ist alles klar. Hoffe ich. Noch besser wäre es als Beispiel aus dem Alltag: Wenn Du nächstes Mal ein Seminar über Arbeitsschutzfachliche Kenntnisse gemäß RAB 30 Anlage B beim TÜV Nord buchst, liest Du einen Text aus der Feder unserer Autoren.

5. Begnüge dich damit, den Aspekt eines Themas anzuschneiden anstatt alles sagen zu wollen. Das Beispiel oben mit dem Stahlbeton macht es vor – der Leser weiß, was gemeint ist und bekommt einen Eindruck von der harten Arbeit – darauf kommt es an. Keiner will eine vollständige Liste der erledigten Arbeiten auf der Baustelle durcharbeiten, aber die abstrakte Schilderung Baustelle schneller fertig langweilt gleichermaßen.

6. Allgemeine Infos und Tipps braucht niemand: Google spuckt zu fast jedem Suchbegriff einen übertieben großen Haufen Informationen aus. Leser brauchen keine Infos, sie brauchen Orientierung.

Video über fünf Grundsätze für lesenswerte Online-Texte

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7. Das Große im Kleinen entdecken: Du musst keine Nische finden, du musst nur genauer hinschauen als die anderen: Was tust Du als selbstverständlich ab, das Leser vielleicht brennend interessiert? Beispiel: Wenn wir bei der WORTLIGA ein allgemeines Webinar für bessere Texter-Briefings halten, wird es sicher eine aufschlussreiche Stunde Vortrag. Wenn wir stattdessen über die fünf größten Schwachstellen in Briefings sprechen, wissen Interessenten schon genauer Bescheid. Und wenn wir nur darüber sprechen, wie Auftraggeber ihre Zielgruppe in Briefings so präzise beschreiben, dass Texter bessere Arbeit abliefern, ist für alle Beteiligten noch mehr drin. Denn die Webinar-Teilnehmer dürfen sich einen konkreten Nutzen davon versprechen – bessere Texte – durch eine sofort umsetzbare Anleitung mit überschaubarem Aufwand.

8. Denk es für den Leser fertig: Die meisten Anleitungen hören bei 80 Prozent auf. Begleite den Leser bis zum Ende seines Wegs. Liefere ihm nicht nur Tipps, sondern alle nötigen Schritte zum Ziel. Beschreibe nicht nur den Eco-Pro-Modus des neuen BMW, sondern zeige, wie der Fahrer ihn einschaltet. Erwähne, dass der Fahrer den Knopf manchmal zweimal drücken muss. Schildere Deine Erfahrung mit dem Modus auf der Autobahn, beim Überholen auf der Landstraße, in der Stadt im zäh-fließenden Verkehr. Dann weiß der Leser, ob der Modus was für ihn ist.

9. Gib Erfahrungen wieder oder hole sie bei Interview-Partnern ein, keine Theorie!

10. Schreib die Einleitung zum Schluss: Die meisten Einleitungen sind allgemeines Geplänkel, mit dem sich der Autor warmläuft, warmschreibt, ins Thema reindenkt. Den Leser interessiert dieses laute Denken aber nicht und so blättern die meisten Nutzer online runter, hoffen, dass es im Text bald losgeht. So verlieren wir Leser.

Video zum Thema: Langatmige Einleitungen kosten Leser

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11.Erzähle Geschichten – Beispiele sind fast immer kleine Geschichten: Wenn sich der Leser mitten im Geschehen wiederfindet, ist der Text anschaulich. Gutes Storytelling ist eine Kunst für sich. 

12. Lass die Floskeln raus: Niemand interessiert sich noch dafür, weil wir sie so oft lesen. Wie umschiffen wir Floskeln? So: Nervige Floskel: Wir haben langjährige Erfahrung mit interner Server-Infrastruktur. Ohne Floskel: Wir haben in den letzten zehn Jahren über 3000 Server in Räumen unserer Kunden aufgesetzt.

Lebendig und anschaulich schreiben: Nominalstil aus dem Text werfen

In Hänsel und Gretel steht nicht geschrieben:

Vor einem großen Walde stand die Behausung eines armen Holzhackers und seiner Familie.

Sondern dort steht:

Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern

Überzeuge den Leser, indem Du ihn involvierst

Mit Verben beziehen wir den Leser stärker in unsere Texte ein. Das ist für Marketing und Journalismus so wichtig wie für Märchen. Schließlich willst Du, dass der Leser bei der Sache ist. Dafür muss er in Deine Texte eintauchen.

Es macht einen Unterschied zu schreiben: „Stell Dir eine dunkle Gasse vor“ oder „Stell Dir vor, Du gehst durch eine dunkle Gasse“. Mit dem Verbalstil erreichst Du, dass der Leser am Geschehen teilnimmt, anstatt neutraler Beobachter zu bleiben. Du schaffst eine Situation, die er fühlt, statt einem unzugänglichen Szenario.

Lebendig schreiben: So gehst Du vor

Wie bekämpfst oder vermeidest Du Nominalmonster? Ob Du nun einen fremden Text redigierst oder weniger Nominalstil verwenden möchtest, während Du selbst schreibst: Mach Dir immer klar, was der Satz aussagen soll und formuliere dann aktiv. Ganz ohne Substantive kommst Du schließlich auch nicht zurecht. Im Originaltext von Hänsel und Gretel kommt beispielsweise auch das Wort „Teuerung“ vor. Allerdings zog sie dort ins Land und es ist nicht von ihrem Auftreten die Rede.

Du siehst: Nicht immer stört das auffälligste Ung-Wort Deines Textes am meisten. Aktiviere Deine Leser, indem Du Dir klar machst: Was möchte ich mit meinem Text aussagen und wie ziehe ich den Leser mit hinein? Richte den Blick bei Deiner Jagd auf Nominalmonster also zunächst immer auf die Aussage, die Du treffen möchtest.

Übung: Formuliere in einem ansprechenden Stil

Mache die folgenden Sätze lebendiger, indem Du in den Verbalstil umformulierst:

Beispiel 1: Der Schlüssel zur Verbesserung Deiner Texte liegt in der Erhöhung ihrer Verständlichkeit.

Beispiel 2: Deine Konzentration sollte dem Vermeiden von Fehlern gelten.

Beispiel 3: Die regelmäßige Veröffentlichung von Artikeln sorgt für eine höhere Zufriedenheit Deiner Leser.

Lösungen:

Lösungsvorschlag 1: Verbessere Deine Texte, indem Du verständlicher schreibst.

Lösungsvorschlag 2: Konzentriere Dich darauf, Fehler zu vermeiden.

Lösungsvorschlag 3: Veröffentliche Deine Artikel regelmäßig – Deine Leser werden es Dir danken.

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