Barrierefreiheit ist Gerechtigkeit: Sprache öffnet Türen
Wie viele Menschen schließt Dein letzter Text ungewollt aus? Barrierefreie Sprache ist keine Kür, sondern ein Grundrecht. Mit kleinen Anpassungen werden Texte sofort inklusiver und verständlicher – und in Seminaren kannst Du diesen Unterschied innerhalb weniger Minuten erlebbar machen.
Das Behindertengleichstellungsgesetz definiert Barrierefreiheit klar: Alle müssen ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe teilhaben können. Trotzdem bleiben viele Texte unnötig kompliziert – und grenzen damit Menschen aus.
Warum komplizierte Sprache ungerecht ist
Die meisten unterschätzen, wie stark Satzlänge und Verschachtelungen den Lesefluss stören. In vielen Texten verstecken sich zu viele Gedanken in einem Satz – mit Einschüben, Nebensätzen und komplizierten Erklärungen. Das Ergebnis: Leser müssen sich übermäßig konzentrieren, zurücklesen und verlieren den roten Faden.
Besonders betroffen sind Menschen mit geringer Lesekompetenz, Nicht-Muttersprachler oder Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Unnötig komplexe Texte schließen sie von wichtigen Informationen aus. Dadurch können sie nicht an der Gesellschaft teilnehmen.
Was macht einen Text zur Barriere? Verschachtelte Sätze mit mehreren Gedanken. Fachsprache ohne Erklärungen. Abstrakte Begriffe statt konkreter Beispiele. Passive Formulierungen statt aktiver Handlungen. Überlange Absätze ohne Struktur.
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) erkennt dieses Problem. Es verpflichtet ab 28. Juni 2025 private Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen barrierefrei zu gestalten. Dazu gehören auch die Verständlichkeit von Texten und die Zugänglichkeit von Informationen über mehr als einen sensorischen Kanal.

Die Seminarübung: Texte verwandeln, Barrieren abbauen
Statt lange über inklusive Sprache zu theoretisieren, lass Deine Teilnehmer direkt handeln. Die folgende Übung erzeugt regelmäßig Aha-Momente und macht den Unterschied sofort spürbar:
- Wähle einen Beispieltext mit verschachtelten Sätzen (z.B. Behördenkommunikation)
- Identifiziere gemeinsam die längsten und kompliziertesten Sätze
- Teile diese Sätze in kürzere Einheiten auf und ersetze Fachbegriffe
- Prüfe mit einem Textanalyse-Tool die Lesbarkeit beider Versionen
- Lass beide Versionen vorlesen und diskutiere die Wirkung
Warum funktioniert diese Übung so gut? Weil der Unterschied unmittelbar hörbar, sichtbar und messbar wird. Die Teilnehmer erleben, wie sich Texte durch einfache Anpassungen verändern – und wie viel zugänglicher sie dadurch werden.
Konkrete Fragen für die Seminarteilnehmer: Welchen Text würdest Du lieber lesen? Bei welchem Text musst Du weniger Energie aufwenden? Wer wird vom komplexeren Text ausgeschlossen?
Vorher/Nachher: Der sichtbare Unterschied
Hier ist ein Beispiel, wie Du den Unterschied in Deinem Seminar demonstrieren kannst:
| Ursprünglicher Text | Barrierefreier Text |
|---|---|
| „Gemäß § 4 des Behindertengleichstellungsgesetzes sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche barrierefrei, wenn sie für Menschen mit Behinderungen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sind.“ | „Das Behindertengleichstellungsgesetz (§ 4) erklärt, was barrierefrei bedeutet. Etwas ist barrierefrei, wenn alle Menschen es nutzen können. Auch Menschen mit Behinderungen müssen es ohne besondere Hindernisse nutzen können. Sie sollten dafür keine fremde Hilfe brauchen. Das gilt für Gebäude, Verkehrsmittel, Geräte und auch für Informationen.“ |
| 63 Wörter, 1 Satz | 52 Wörter, 5 Sätze |
| Lesbarkeitsscore: niedrig | Lesbarkeitsscore: hoch |
Die Wirkung ist sofort spürbar – ohne lange theoretische Erklärungen. Der zweite Text ist nicht inhaltlich „ärmer“, sondern präziser und zugänglicher. Er schließt mehr Menschen ein.
Warum dieser Ansatz in Seminaren besonders wirkt
In der rechtlichen Diskussion wird barrierefreie Sprache zunehmend als Teil der Gleichstellungspflicht verstanden. Das Behindertengleichstellungsgesetz verpflichtet öffentliche Stellen, barrierefreie Kommunikation sicherzustellen – auch durch verständliche Sprache. Leichte Sprache basiert auf festen Regeln: einfache Wörter, kurze Sätze, Vermeidung von Fremdwörtern.
Doch in Deinem Seminar geht es um mehr als Regeln. Es geht um direkte Erfahrung:
- Sichtbar: Die Verbesserung wird durch Zahlen und Visualisierungen im Tool sofort deutlich
- Erlebbar: Teilnehmer verstehen unmittelbar, wie sich Texte verändern
- Nachhaltig: Das Bewusstsein für inklusive Sprache wächst durch eigenes Handeln
Der didaktische Mehrwert dieser Methode liegt auf der Hand: Statt abstrakter Appelle erhalten Deine Teilnehmer eine konkrete, messbare Erfahrung. Sie erleben einen gemeinschaftlichen Lernmoment und leisten einen aktiven Beitrag zur Chancengleichheit.
Leichte Sprache ist nicht „dumme Sprache“
Ist vereinfachte Sprache eine „Verdummung“ der Kommunikation? Nein. Einfache Sprache bedeutet nicht, Inhalte zu verfälschen oder zu reduzieren. Sie macht Informationen lediglich für mehr Menschen zugänglich. Auch komplexe Sachverhalte lassen sich verständlich erklären.
Bedeutet barrierefreie Sprache mehr Arbeit? Kurzfristig ja. Langfristig spart sie Zeit und Ressourcen, weil weniger Nachfragen und Missverständnisse entstehen. Außerdem erreicht sie eine breitere Zielgruppe.
Ist Leichte Sprache nur für Menschen mit Behinderungen? Nein. Sie hilft auch Menschen mit Leseschwierigkeiten, Nicht-Muttersprachlern und vielen anderen. Über 6 Millionen Erwachsene in Deutschland können nicht ausreichend lesen.
Die DIN SPEC 33429 „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“ und internationale Standards wie WCAG 2.1 bieten konkrete Orientierung. Ab 28. Juni 2025 verpflichtet das BFSG auch private Anbieter zu mehr Barrierefreiheit – eine Chance für Deine Seminarteilnehmer, sich jetzt vorzubereiten.

Gerechtigkeit in Aktion
Mit einfachen Übungen wie „Absatz vereinfachen, Score steigern“ machst Du in Deinen Seminaren Barrierefreiheit konkret erfahrbar. Du zeigst: Sprache ist ein Schlüssel zur Teilhabe. Die Wirkung wird sofort sichtbar – nicht abstrakt, sondern messbar und konkret.
Probiere diese Methode in Deinem nächsten Seminar aus. Deine Teilnehmer werden nicht nur ihre Texte verbessern. Sie leisten auch einen aktiven Beitrag zu mehr Gerechtigkeit und Inklusion – Wort für Wort, Satz für Satz.
Willst Du Barrierefreiheit nicht nur predigen, sondern im Seminar erlebbar machen? Mit der WORTLIGA-Coaching-Lizenz erhältst Du das passende Werkzeug, um Texte gemeinsam gerechter und zugänglicher zu gestalten.




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