Gut schreiben – was heißt das (eigentlich)?

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Fragt man hundert Schreiber nach der Definition guten Schreibens, erhält man zweihundertdreiundfünfzig verschiedene Antworten – mindestens.

Da wäre der Akademiker, der auf präzise Fachsprache schwört, während nebenan die Marketingexpertin das Wort „präzise“ längst durch „punktgenau“ ersetzt hat, weil es besser klingt. Auweia! Und schon prallen Welten aufeinander.

Die Wissenschaft, sie bemüht sich redlich um Klarheit und kategorisiert fleißig: Assoziatives Schreiben für die Ideenproduktion, performatives für die Normbefolgung, kommunikatives für die Adressatenorientierung – und als krönender Abschluss das epistemische Schreiben, bei dem neue Zusammenhänge geschaffen werden sollen. So weit, so theoretisch. Doch was nützt die schönste Kategorisierung, wenn Du am leeren Bildschirm sitzt und die Worte sich weigern, in sinnvoller Reihenfolge zu erscheinen? 

Der angehende Romancier ringt um lebendige Dialoge, während die Fachautorin verzweifelt versucht, ohne Nominalstil auszukommen – „die Hervorbringung einer Textproduktion zur Erreichung kommunikativer Zwecke“ muss doch auch anders gehen! Bei der Journalistin nebenan fliegen die Füllwörter aus dem Text wie Spatzen vom Fensterbrett, nachdem der Redakteur zum dritten Mal angemerkt hat, dass „eigentlich“, „gewissermaßen“ und „sozusagen“ keineswegs die Präzision erhöhen.

Und dann die Stilfrage! Sätze sollen kurz sein. Oder lang und komplex, um differenzierte Gedanken angemessen abzubilden. Oder abwechselnd kurz und lang. Hauptsache, sie klingen gut – wobei „gut klingen“ selbstverständlich völlig subjektiv ist und vom kulturellen Hintergrund, der Bildungssozialisation und dem zuletzt gelesenen Stilratgeber abhängt.

Der Weg zum guten Text führt über zahllose Irrungen, Wirrungen und gelöschte Entwürfe. Dazwischen liegen Schreibblockaden, Selbstzweifel und die bittere Erkenntnis, dass man seinen eigenen Ansprüchen selten gerecht wird. Da bleibt nur eine Lösung: Weiterschreiben, überarbeiten, nochmals überarbeiten – und irgendwann den Text einfach aus den Händen geben, bevor man ihn komplett zerlegt hat.

Sich einfach hinzusetzen und draufloszuschreiben dürfte manchmal zielführender sein, als den perfekten Text zu erträumen.

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