KI-Übersichten: Geht’s noch?
Willkommen in der schönen neuen Welt der KI-Suche, wo Fakten optional sind und Suchmaschinen SEO-Schrott mit KI-Glanz überziehen.
Du fragst nach einer Brennnessel und ihre Standortpräferenzen? Kein Problem, sagt Googles KI-Übersicht – und erklärt Dir voller Überzeugung, dass Brennnesseln sandige Böden bevorzugen [1]. Ganz genau! Und Eisbären leben in der Antarktis, während Pinguine den Nordpol bevölkern.
Die Wahrheit? Brennnesseln stehen für stickstoffreiche Böden. Aber wer braucht schon Wahrheit, wenn man KI-generierte Fehlinformationen haben kann? Dieser kleine botanische Fauxpas ist kein Einzelfall, sondern exemplarisch für die systematischen Fehler, die alle großen Sprachmodelle aufweisen [2].
„Passt schon!“
Die Frage nach der Rechweite des c’t-Magazins bringt das neue Google ins Schwitzen – und es wirft mit wirren Zahlen um sich. Das neue Motto bei Google scheint zu lauten: „Passt schon – Hauptsache, wir machen was mit KI!“
Warum recherchieren, wenn man auch raten kann?
Bei Google nennt man diese Meisterleistung der Desinformation offiziell „AI Overviews“ [3]. Ein fantastischer Name für etwas, das in etwa so zuverlässig ist wie ein Papierregenschirm während eines Hurrikans.
Die zugrunde liegende Technologie scheint nach dem Prinzip „Durchschnitt aller im Internet gefundenen Halbwahrheiten“ zu funktionieren. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass viele der Quellen selbst schon SEO-optimierter Inhaltsmüll sind, der durch das Kopieren bereits bestehender Top-Rankings ohne eigene Recherche entstanden ist [4]. Ein wahrhaft brillanter Teufelskreis!
So vertrauenswürdig wie ein Politiker kurz vor der Wahl
Studien zeigen, dass die Genauigkeit der KI-Antworten bei komplexeren Aufgaben dramatisch sinkt [5]. Kein Wunder, dass Google selbst nicht mal in der Lage war, das Tracking von Klicks aus seinem eigenen AI Mode korrekt zu implementieren [6].
Trotzdem werden diese fabelhaften KI-Übersichten inzwischen in rund 47% aller Suchergebnisseiten weltweit angezeigt [7]. Und das Beste daran? Etwa 60% aller Suchen werden dadurch abgeschlossen, ohne dass Nutzer noch eine andere Webseite besuchen [7]. Wer braucht schon Fakten-Checking, wenn die KI es einem so bequem macht?
Die chronische Unzuverlässigkeit dieser Technologie [8] scheint Google nicht zu stören. Warum auch? Hauptsache, Du bleibst auf ihrer Seite und klickst nicht weg zu dieser bedrohlichen Konkurrenz namens ChatGPT, die übrigens dieselben Fehler macht – nur mit besserer PR.
Also lach doch einfach mit uns über diesen digitalen Nonsens. Es ist ohnehin zu spät, etwas dagegen zu tun. Die KI-Übersichten sind gekommen, um zu bleiben – zumindest bis zur nächsten Halluzination.
Die Suchmaschine, die einst Informationen für alle verfügbarer machte, begleitet uns auf dem Weg zur Idiokratie.
Darum:
Quellen
- www.das-wilde-gartenblog.de/2025/05/23/traut-keiner-ki-googles-brennnessel-flop/
- t3n.de/news/apple-intelligence-eigene-ki-ingenieure-hatten-vor-fehlern-gewarnt-1668793/
- blog.google/intl/de-de/produkte/suchen-entdecken/google-suche-101-uebersicht-mit-ki/
- 365digital.de/content-erstellung/
- www.empirische-bildungsforschung-bmbf.de/img/KI_Review_20250318_Veroeffentlichung.pdf
- www.seo-suedwest.de/9797-google-search-console-bekommt-eigenes-reporting-fuer-den-ai-mode.html
- www.seo.com/de/ai/ai-seo-statistics/
- www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/gesundheit-und-digitalisierung-2024/551703/gesundheitsrisiken-und-praevention-in-der-digitalen-arbeitswelt/
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!