Wer repariert Wikipedia? Hier versteht man nur Bahnhof

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Kennst Du dieses Gefühl, wenn Dein Gehirn beim Lesen langsam entgleist? Wikipedia war als Wissensquelle für jeden gedacht. Leider lesen sich viele der Artikel so verständlich wie Beipackzettel.

Der Artikel „Bahnhof (nicht klicken, Lesensgefahr!)“ zum Beispiel bringt selbst Germanistik-Doktoranden ins Schwitzen – oder zum Kochen? Das Nachschlagewerk für alle wird zum Labyrinth:

„Bahnhöfe können in Bahnhofsteile unterteilt sein. Bahnhofsteile können durch Zwischensignale bzw. Signale Ne 14 gegeneinander abgegrenzt sein.“ [1] Ah ja. So beginnt die Reise ins Sprachliche Nirgendwo. Während dieser Einstieg vergleichsweise harmlos erscheint, nimmt der Text bald ordentlich Fahrt auf. Festhalten!

Entsetzliche Sätze

Besonders dramatisch entgleist etwa diese Erläuterung: „In der Schweiz wurde früher zwischen Bahnhof und Station im Sinne von zwei Größenklassen derselben Funktion (maßgebend waren die Verkehrspunkte) unterschieden. Heute werden die beiden Begriffe synonym verwendet, wobei sich der Begriff Bahnhof stärker durchsetzt.“ [1] Sapperlot! Der Wikipedia-Autor spricht von „Größenklassen derselben Funktion“ und „Verkehrspunkten“ – ohne auch nur ansatzweise zu erklären, was das bedeuten soll.

Bei der Definition eines Haltepunkts wird es noch verwirrender: „Nach der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung ist in Deutschland eine Zugangsstelle ohne Weiche kein Bahnhof im betrieblichen Sinne, sondern ein Haltepunkt.“ [1] Was dieser „betriebliche Sinn“ genau sein soll, bleibt im Dunkeln wie eine Provinzstation nach Mitternacht.

Sprachliche Entgleisung mit Ansage

Das Meisterwerk der Unverständlichkeit findet sich jedoch in der Passage zur Definition des Bahnhofs in Großbritannien: „Im stark durch Timetable and Train Order geprägten Nordamerika gibt es Interlocking Limits, die jeweils einen Weichenbereich umfassen und von den sie deckenden Hauptsignalen (die hier jedoch – abgesehen von modernen Strecken mit Centralized Traffic Control – nur die Fahrstraßenfestlegung und teilweise die Zugfolge, aber nicht die Zugreihenfolge regeln) begrenzt werden.

Ein Ungetüm mit 49 Wörtern. Und als würde das dem Leser nicht schon übel genug mitspielen, treten die Wiki-Autoren nochmals nach: mit einem monströsen Einschub innerhalb eines monströsen Einschubs, durchzogen von dunklen Zauberworten wie „Fahrstraßenfestlegung“ und „Zugreihenfolge“. Bei der ruppigen Fahrt durch diesen Wortnebel mussten wir leider zweimal das Fenster herunterkurbeln und… na, Du weißt schon.

Sich durch diesen Wikipedia-Artikel zu kämpfen dürfte anstrengender sein, als bei Schienenersatzverkehr den letzten Anschlussbus zu erwischen. Der Artikel erreicht insgesamt eine Verständlichkeit von 35 Punkten. Das gelingt ihm aber nur dank kurzer Überschriften und Stichpunkten. Die eigentlichen Erklärungen sind ein sprachliches Unglück.

Zug um Zug zu besserer Sprache

Mit ein paar Klicks und Handgriffen durch die DB WORTLIGA Textanalyse könnte Wikipedia das vorgenannte Wort-Monster ganz schnell und leicht zähmen:

„In Nordamerika beeinflussen spezielle Regeln den Zugverkehr, die man Timetable and Train Order nennt. Es gibt dort bestimmte Bereiche auf den Gleisen, wo viele Weichen liegen. Man nennt diese Bereiche Interlocking Limits. Große Signale schützen diese Weichenbereiche. Diese Signale zeigen den Zügen, welchen Weg sie nehmen sollen. Sie regeln auch die Reihenfolge der Züge auf einem Gleisabschnitt. Aber diese Signale bestimmen nicht die gesamte Reihenfolge der Züge im Eisenbahnnetz. Auf modernen Strecken mit zentraler Steuerung regeln die Signale auch die komplette Reihenfolge der Züge.“ – Diesen Absatz könnt Ihr gern direkt übernehmen, liebe Wikipedianer. Unsere Software als kostenlose Lizenz haben Ihr Euch ja bereits angeboten.

Wenn Du Dich das nächste Mal über einen Bahnhof informieren willst: Fahr einfach hin. Historische Dokumente und alte Baupläne im nahegelegenen Museum sind vermutlich verständlicher als die Wikipedia-Erklärung dazu.

Fairerweise sei dazu gesagt, dass sich die Wikipedia-Community des Problems bewusst ist. Dort arbeiten die Beteiligten daran, Unfallstellen wie „Bahnhof“ zu räumen, Verletzte zu bergen und wieder für freie Fahrt beim Lesen zu sorgen. Dabei setzen manche Wikipedia-Autoren auch die WORTLIGA Textanalyse ein. Liebe Wikipedianer: Trotz Textanalyse-Tool habt Ihr da noch viel Arbeit vor Euch.

Quellen

  1. www.deutschkanal.de/deutschkanal-satzbau.htm
  2. germanwithlaura.com/german-word-order/
  3. deutsch-mit-anna.de/lektion/satzbau-im-deutschen/
  4. grammis.ids-mannheim.de/progr@mm/6892
  5. www.contentman.de/redaktionelles-arbeiten/rechtschreibung-und-grammatik-haufige-fehler-und-die-dazu-passenden-regeln/
  6. studyflix.de/deutsch/adverbien-3536
  7. canspeak.de/trennbare-verben/
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