Welche Füllwörter vermeiden?

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Füllwörter sind meist unnötiger Ballast für Deine Texte. Solltest Du sie deshalb alle pauschal vermeiden? Die entscheidende Frage ist: In welchen Fällen liefern sie einen Mehrwert?

Hier erhältst Du eine ausführliche Liste in verschiedenen Kategorien. Von den schlimmsten Blähwörtern bis zur unverzichtbaren Abrundung für Deinen Text – die großen Füllwort-Charts.

Kategorie 1: Latente Leserbeleidiger

Füllwörter dieser Kategorie solltest Du auf jeden Fall vermeiden. Sie hören auf Namen wie

  • Fraglos
  • Freilich
  • Gewiss
  • Natürlich
  • Offenkundig
  • Selbstredend
  • Selbstverständlich
  • Zweifellos
  • Zweifelsohne

Warum ist diese Kategorie besonders fatal?

Für Dich als Autor ist der Zusammenhang „selbstverständlich“, aber nicht automatisch für Deinen Leser. Wenn es für jeden selbstverständlich ist, kannst Du Dir das Wort oder vielleicht sogar den ganzen Satz sparen. Dein Leser kommt dabei nicht gut weg: Entweder Du unterstellst ihm, dass man ihm eine selbstverständliche Sache trotzdem erklären muss. Oder er unterstellt Dir, dass Du ihn mit einer überflüssigen Begründung nervst.

Führende Textologen bezeichnen die Latenten Leserbeleidiger auch als „Parasitäre Phrasen“. Denn sie ernähren sich von der Aufmerksamkeit und Freude Deiner Leser, ohne etwas zurückzugeben.

Wie vermeidest Du Latente Leserbeleidiger?

Erstmal gar nicht. In Deinem eigentlichen Schreibfluss sollten Dich keine Paranoia hemmen, irgendjemandem auf den Schlips zu treten. Aber in Deinen Korrekturschleifen solltest Du ein besonderes Augenmerk auf diese Art Füllwörter richten. Finde sie und setze sie auf Deinen persönlichen Index unangebrachter Blähsprache.

Kategorie 2: Bedeutungsleere Blähwörter

Angehörige dieser Kategorie stellen den Großteil des Füllwortbestandes. Sie kommen unschuldiger daher als die latenten Leserbeleidiger, sind aber meist ebenfalls Schädlinge für Deine Artikel. Unter folgenden Namen treiben sie ihr Unwesen in Deinen Texten:

  • Anscheinend
  • Eigentlich
  • Einmal
  • Einigermaßen
  • Etwa(s)
  • Fast
  • Ganz
  • Gelegentlich
  • Gewissermaßen
  • Gewöhnlich
  • Halt
  • Häufig
  • Hier (und da)
  • Im Prinzip
  • In der Regel
  • In gewisser Weise
  • In vielen Fällen
  • Letzten Endes
  • Letztendlich
  • Manchmal
  • Meist(ens)
  • Möglicherweise
  • Oft(mals)
  • Praktisch
  • Prinzipiell
  • Relativ
  • Schon
  • Sozusagen
  • Unter Umständen
  • Vergleichsweise
  • Wahrscheinlich
  • Weitgehend
  • Wohl
  • Ziemlich

Was zeichnet diese Kategorie aus?

Bedeutungsleere Blähwörter schleichen sich unauffällig in Deine Texte. Unter Tränen beteuern ihre Urheber: „Aber die sind doch nicht alle schlecht!“ Das ist zwar richtig, aber die Geschichte hat uns gelehrt, dass diese Aussage zur Gegenthese verleitet: „Aber meistens schon!“ – und das stimmt auch.

Diese Phrasen relativieren Deine Aussage und dieser Umstand ist mit Vorsicht zu genießen, denn gleichzeitig sinkt damit die Prägnanz. Als guter Schreiber solltest Du explizit und konkret schreiben. Relativierte Aussagen wirken gegenteilig und sollten daher mit Bedacht eingesetzt werden.

Wie vermeidest Du bedeutungsleere Blähwörter?

Ähnlich wie bei den latenten Leserbeleidigern sollte Dein Schreibfluss nicht unter Präventivmaßnahmen leiden. Im Gegensatz zu den Latenten Leserbeleidigern musst Du im Lektorat eine Auslese vornehmen: Befördert die Relativierung die Bedeutung Deines Satzes; und welchen Eindruck macht das auf den Leser?

Beantworte diese Fragen im Zweifelsfall lieber mit „Nein/einen negativen“ und suche eine andere Lösung. Nicht umsonst werden Füllwörter im rhetorischen Zusammenhang auch Verlegenheitswörter genannt. Diese Wirkung haben sie auch auf Deinen Text.

Die WORTLIGA Textanalyse jagt sie alle für Dich. Lehn Dich im Hochsitz zurück und entscheide, welche Füllwörter Du entfernst, nachdem das Tool die Suche für Dich durchgeführt hat.

Kategorie 3: Verzichtbare Verstärker

Diese Gattung tummelt sich in jeder Niederschrift – und das manchmal nicht zu Unrecht. Im Lektorat solltest Du sie begutachten und einer strengen Auslese unterziehen. Ihre häufigsten Erscheinungsformen sind:

  • Ausnahmslos
  • Bei weitem
  • Besonders
  • Bestenfalls
  • Bestimmt
  • Endlich
  • Erheblich
  • Fortwährend
  • Ganz und gar (und andere ganz-Konstruktionen)
  • Genau
  • Gerade
  • Gewiss
  • In Wahrheit
  • Kaum
  • Keines(-falls/-wegs)
  • Maßgeblich
  • Ohne Zweifel
  • Regelrecht
  • Sehr
  • Seltsamerweise
  • Sicher(lich)
  • Unbedingt

Wirkung und Einsatz von Verzichtbaren Verstärkern

Wie der Name schon sagt, bekräftigen Verzichtbare Verstärker eine Aussage; im Gegensatz zu den Bedeutungsleeren Blähwörtern, die Aussagen relativieren. Sie eignen sich daher, um an bestimmten Stellen Akzente zu setzen.

Trotzdem solltest Du sorgfältig abwägen, ob sich das Füllwort lohnt. Das machst Du wie in allen anderen Kategorien während Deiner Korrekturschleifen.

Kategorie 4: Markante Mehrwertlieferanten

Auch sie gibt es – oder sind sie doch ein Mythos? Die Einhörner unter den Füllwörtern sind ebenso selten wie schwer zu einzuordnen. Deshalb gibt es für sie auch keine Liste. Markante Mehrwertlieferanten entstehen aus dem Kontext. Sie runden Texte in ihrer Sprachmelodie ab und liefern gleichzeitig einen inhaltlichen Mehrwert; machen Zusammenhänge und Verhältnisse deutlicher.

Gleich dem hässlichen Entlein ist aus Verzichtbaren Verstärkern und sogar aus Bedeutungslosen Blähwörtern schon ein wunderschöner Füllwort-Schwan entstanden. Aber wir dürfen ihnen keine festen Namen geben, denn die teilen sie sich mit ihren überflüssigen Brüdern – und die müssen wir aus unseren Texten verjagen.

Denn so brüllte es schon der Jäger ins Gesicht seines warmherzigen Sohnes, der sich weigerte, dem unnötigen Füllwort einen Gnadenschuss zu geben: „ICH HAB GESAGT, DU SOLLST IHM KEINEN NAMEN GEBEN!“