Verwaltungssprache

Verwaltungssprache (auch „Amtsdeutsch“ oder „Behördensprache“) findest Du zum Beispiel in Briefen vom Bürgerbüro, Arbeitsamt oder Deiner Krankenkasse. Oft musst Du Abschnitte mehrmals lesen, bis Du sie verstehst. Grund dafür sind lange und verschachtelte Sätze. Auch typisch für Verwaltungssprache: Du findest viele Nomen und wenig Verben. Das macht die Texte trocken, unpersönlich und schwer verständlich.

Mit der WORTLIGA Textanalyse lassen sich lange und unnötig komplizierte Formulierungen erkennen

Beispiele für Amtsdeutsch

Beispiel 1: Im Interesse des Verbraucherschutzes habe die Bereitstellung eines bakteriologisch beanstandungsfreien Trinkwassers in jedem Fall Vorrang vor der Vermeidung einer geruchlichen Wahrnehmung des Desinfektionsmittels.

Beispiel 2: Die im Schreiben angegebene Beschäftigung war für mindestens zwei Monate vorgesehen und eine Möglichkeit der Weiterbeschäftigung des Arbeitnehmers wurde durch den Arbeitgeber bei Abschluss des Vertrages in Aussicht gestellt.

Beispiel 3: Der Widerspruch kann zur wirksamen Ersetzung der Schriftform auch in elektronischer Form eingereicht werden.

Schon gewusst? Über 86 Prozent der Bevölkerung verstehen amtliche Schreiben nur schwer.¹

Lösungsbeispiel für Verwaltungssprache

Beispiel: Zur Mitteilung des von Ihnen erwarteten Jahreseinkommens haben wir ein Online-Portal eingerichtet. Ihre Angaben werden spätestens 14 Tage nach Erhalt dieses Schreibens erwartet.

Lösung: Teilen Sie uns mit, welches Einkommen Sie 2022 erwarten. Nutzen Sie dafür unser Online-Portal. Senden Sie Ihre Angaben spätestens 14 Tage, nachdem Sie diesen Brief erhalten haben.

Hole Dir kostenlose Tipps für Deine Texte
im WORTLIGA-Newsletter:

Probleme von Behördensprache im Überblick

Viele Nomen, wenig Verben: Wenn Du zu viele Nomen benutzt, wirkt Dein Text starr. Die Lösung: Verwandle Nomen in Verben. Anstatt „Das Nichterscheinen zum Termin führt zum Wegfall der Leistungen“ schreibst Du: „Die Leistungen fallen weg, wenn Sie nicht erscheinen.“

Zu viele Füllwörter: Beispiele für Füllwörter sind „erheblich“, „besonders“ oder „in diesem Zusammenhang“. Benutzt Du davon zu viel, bläht es Deinen Text unnötig auf. Stell Dir die Frage: Ändert sich die Aussage meines Satzes, wenn ich das Wort streiche? Wenn die Antwort Nein lautet, handelt es sich um ein Füllwort, das Du besser streichst.

Schachtelsätze: Schachtelsätze ziehen Deine Sätze unnötig in die Länge. Die Lösung: Spalte Deinen Satz in mehrere Untersätze auf. Wenn möglich, äußere pro Satz nur einen Gedanken.

Unpersönliche Sätze: Unpersönliche Sprache senkt die Aussagekraft Deines Textes. Sprich Deine Leser direkt an – das macht Deinen Text verständlich, lebendig und steigert die Aufmerksamkeit.

Passive Sprache: Passivsätze erschweren die Verständlichkeit Deines Textes, weil der Akteur fehlt. „Es wurde beschlossen“ sagt weniger aus als „Der Bürgermeister hat beschlossen“. Formuliere Deine Sätze aktiv und nenne die handelnden Personen und Tätigkeiten. Dadurch zauberst Du Deinem Leser Bilder in den Kopf und er versteht das Gesagte leichter.

Schwer verständliche Wörter: Spalte lange Wörter in mehrere, kurze Wörter auf. Statt „Mietzusammensetzung“ schreibst Du „Zusammensetzung Ihrer Miete“. Ein weiterer Tipp: Verzichte auf mehrdeutige Wörter und drücke Dich so klar und konkret wie möglich aus. Anstatt „Ich sende Ihnen das Schreiben“, schreibst Du: „Ich sende Ihnen den Brief“. Oder anstatt: „Bewerben Sie sich elektronisch“ schreibst Du: „Bewerben Sie sich per E-Mail“.

In unserem Branchenbericht haben wir mit der WORTLIGA Textanalyse die Produkttexte der großen deutschen Verischerungen unter die Lupe genommen: https://wortliga.de/verstaendlichkeit-deutsche-versicherungen/

¹ GfdS 2009, S. 13