Oesterreichische Nationalbank vereinfacht Sprache ihres Geschäftsberichts

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihren neuen Geschäftsbericht deutlich vereinfacht und um rund 60 Seiten gekürzt. Die Zentralbank will damit transparenter informieren. WORTLIGA bestätigte in einer Analyse den Erfolg des OeNB-Projekts. Die Ergebnisse lassen sich in den kommenden Jahren aber noch verbessern.

So optimierte die Zentralbank ihren Finanzbericht

Ein Team der Zentralbank koordinierte die Vereinfachung des Geschäftsberichts. Anschließend übernahm ein Fachlektorat die Überarbeitung des Dokuments. Zur Vereinfachung des Berichts kürzte das Lektorat das Dokument um über 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, von 30.500 Wörtern auf 15.500 Wörter. Die ursprüngliche Fassung des Geschäftsberichts 2023 hatte rund 160 Seiten – nach dem Lektorat waren es nur noch rund 100 Seiten. Das gab Ingrid Haussteiner gegenüber WORTLIGA an – Haussteiner ist die verantwortliche Mitarbeiterin für die Vereinfachung des Berichts bei der Oesterreichischen Nationalbank.

Analysen der WORTLIGA: Lesbarkeit steigt um 86 Prozent

Auch den Satzbau ihres Berichts hat die Zentralbank verschlankt. So liegt die durchschnittliche Satzlänge des neuen Geschäftsberichts bei rund 15 Wörtern pro Satz. Der Bericht des Vorjahrs mutete Lesern noch durchschnittlich 20 Wörter pro Satz zu.

Die Verständlichkeit des jüngsten Geschäftsberichts stieg um rund 86 Prozent im Vergleich zum Vorjahr: Der Jahresbericht 2022 hatte noch eine sehr schlechte Lesbarkeit von 17,75 Punkten, während der Geschäftsbericht 2023 mit einer Lesbarkeit von 33 Punkten deutlich verständlicher ist.

Zentralbank macht das Sprachniveau ihres Berichts um eine Stufe verständlicher

Die WORTLIGA-Analyse ergab zudem, dass das Sprachniveau des neuen Berichts erstmals auf C1-Niveau liegt, statt auf dem schwierigeren C2-Niveau der Vorjahre. Optimal wäre jedoch ein Sprachniveau zwischen B1 und B2, das deutlich mehr Menschen verstehen.

Test: KI könnte Verständlichkeit weiter verbessern und dem Lektorat Zeit sparen

Die Verständlichkeit des neuen Berichts ist besser geworden. Trotzdem ist der Geschäftsbericht noch vergleichsweise schwer zu lesen und zu verstehen. Mit weiteren Verbesserungen könnten die Berichte noch verständlicher gemacht werden. KI kann den großen zeitlichen Aufwand dafür deutlich senken. Das zeigt das folgende Beispiel. In rund 15 Minuten Arbeitszeit vereinfachten wir einen Abschnitt des neuen Berichts und hoben die Verständlichkeit weiter an:

Bild: Ein Textausschnitt aus dem Geschäftsbericht 2023 (links) neben einer Überarbeitung mit KI-Unterstützung (rechts). Die Satzlänge ließ sich im Test weiter senken, während die Wortanzahl gleich blieb. Auch noch mehr schwer verständliche Begriffe konnten wir in unserem Test ersetzen.

Vereinfachung hat weitreichenden gesellschaftlichen Nutzen

Auch den neuen, deutlich vereinfachten Geschäftsbericht der Oesterreichischen Zentralbank werden nur relativ wenige Menschen lesen. Leichter verständliche Informationen von oberster Stelle wirken sich dennoch aus. So können etwa Journalisten und andere Multiplikatoren mit weniger Aufwand in Klartext über die Inhalte berichten. Geschäftliche Informationen und Pressemeldungen sind oft in Fachsprache gehalten und schwer verständlich formuliert. Das macht es selbst Medien wie der Tagesschau schwer, verständlich darüber zu berichten. Der Vorstoß der OeNB ist ein wichtiger Schritt zu mehr Klarheit in Gesellschaft, Beruf und Privatleben.

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