Was ist ein guter Text?

Ein guter Text ist gut für den Leser. Er gibt dem Leser das, was er sucht. Er hilft dem Leser bei einem Problem oder befriedigt sein Bedürfnis.

Das leistet ein guter Text:

  • Der Leser bekommt, was er wissen will (Relevanz)
  • Der Leser findet, was er braucht (Auffindbarkeit)
  • Der Leser versteht leicht, was er findet (Verständlichkeit)
  • Der Leser kann die Informationen einfach verwenden (Anwendbarkeit)
  • Der Leser kann sich im Thema orientieren
  • Das Lesen ist angenehm oder sogar unterhaltsam

Dank Suchmaschinen fehlt es niemandem mehr an Information. Deswegen sollte Dein Text Orientierung bieten, wenn Du einen Sachtext schreibst. Wiederhole in Deinem Text nicht das, was der Leser überall findet, sondern sei so hilfreich wie möglich. In Marketing und Journalismus sprechen wir dann auch vom Nutzwert. 

Unabhängig vom Inhalt ist ein Text nur gut, wenn leicht zu lesen ist. Stell Dir beim Schreiben die Frage: Macht es Spaß, meinen Text zu lesen? Alle angenehmen Emotionen helfen dem Leser, zu verstehen und die Aufmerksamkeit zu halten. Denn anregende Informationen festigen sich besser im Hirn als trockene Information.

Ein guter Merksatz:

„Einer muss sich plagen, der Schreiber oder der Leser“

Da hatte Wolf Schneider recht, doch was meinte er damit genau?

Einer muss sich immer plagen, sonst leidet das letzte Glied der Konsumkette. Wenn sich der Koch keine Mühe gibt, plagt sich der Restaurantgast durch ein ungenießbares Essen. Legt der Schreiner ein mangelhaftes Engagement an den Tag, plagt sich der Stuhlkäufer – spätestens, wenn sein Hintern auf dem Boden landet.

So universal anwendbar das Zitat auch erscheinen mag, Wolf Schneider meinte etwas anderes damit. Im Gespräch mit Miriam Rossius bezieht er sein Zitat auf mangelhafte Korrekturschleifen. Schreiber gehen seiner Meinung nach davon aus, die Arbeit wäre getan, sobald Rechtschreibung und Grammatik stimmen. Doch das ist ein Irrtum.

Ein guter Text entsteht in den Korrekturschleifen

Dass ich selbst meinen Text verstehe, heißt noch lange nicht, dass mein Leser das auch tut – geschweige denn ihn gern liest. Was Wolf Schneider mit Plage meint, ist nicht das Schreiben an sich. Es sind die Korrekturschleifen, die den Text lesergerecht machen. Weil dieser Prozess meist vernachlässigt wird, plagt sich der Leser.

Der Koch hat also kein ungenießbares Essen zubereitet. Sondern ein köstliches Steak, das jedoch so dick ist, dass der Gast es nicht schneiden kann. Hier sind Texter im Vorteil: Wir können unsere Texte beliebig oft nachbearbeiten, bevor sie beim Leser auf dem Teller landen.

Laut Wolf Schneider tun das zu wenige Schreiber. Es entstehen Texte für die Tonne, die nicht an ihrem Inhalt, sondern ihrer Aufbereitung gescheitert sind.

Steckst Du genug Energie in Deine Texte?

Die letzten 20 Prozent Mühe fehlen bei den meisten Texten.

Leser wollen mehr aus Deinen Texten ziehen. Jede Minute muss sich lohnen. Sonst sind sie schnell wieder weg. Wolf Schneider fasst es gut zusammen, wenn er sagt: „Einer muß sich plagen, der Schreiber oder der Leser“. Und Werner Hadulla: „Die Mühe muss beim Schreiber, nicht beim Leser liegen“.

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Darunter leiden Leser, wenn der Autor sich nicht genug müht:

  • Sätze mehrmals lesen
  • Den Sinn erraten
  • Sich durch Textwüsten quälen
  • Beim Lesen müde werden

Das passiert, wenn Du genug Energie in Deine Texte steckst:

  • Sätze lassen sich flüssig lesen
  • Leser versteht alles sofort (und kann über den Inhalten nachdenken)
  • Lesen ist angenehm oder macht sogar Freude
  • Leser ist wach, angeregt, inspiriert

Vier Symptome von Texten, die den Leser zu viel Mühe kosten:

  • Lange Sätze
  • Verschachtelte Sätze (Der Sachbuchautor, der sich als „meistgelesener Stillehrer des deutschen Sprachraums“ vorstellt, lehrt leicht verständliches Deutsch.)
  • Überflüssige Nebensätze (Das zu sagen, ist richtig)
  • Komplizierte Wörter (fokussieren)

Fünf Merkmale guter Texte

1. Dein Text ist ein wertvolles GUT für Deine Leser

Ein Text ist zum Beispiel ein wertvolles Gut, weil er subjektiv der Zielgruppe gefällt. Er löst ein Problem oder befriedigt ein Bedürfnis. Er stimmt den Leser zuversichtlich, unterhält ihn und hilft ihm dabei, eine konkrete Sache zu tun. Versetze Dich in Deine Leser und frage Dich, wie Du ihnen am besten weiterhelfen kannst. So entsteht wahrscheinlicher ein Text, den Deine Leser auch als gut wahrnehmen. Ein Text, der für Deine Leser ein wertvolles Gut ist, wird wahrscheinlich auch für Dich zu einem Gut, das Dich bekannter, reicher, zufrieden macht. Dich inspiriert. Mehr im Text über zielgruppengerechtes Schreiben.

Übrigens: Wenn Du Schüler bist, ist Deine wichtigste Zielgruppe der Lehrer – seine Anforderungen an Deine Texte sind die Richtschnur. Was Du privat schreibst, steht auf einem anderen Blatt.

2. Deine Leser verstehen ihn

  • Vermeide lange Sätze und lange Wörter
  • Setze Adjektive sparsam ein
  • Benutze kein Passiv und kein Amtsdeutsch in Deinen Texten
  • Fasse Dich kurz, aber schreibe in angenehmer Sprachmelodie
  • Vermeide Fremdwörter, erkläre sie, wenn Du nicht ohne Fachsprache auskommst
  • Reiße keine Satzteile auseinander
  • Strukturiere Deine Texte:
    • Ein Gedanke pro Satz
    • Gliedere mit Zwischenüberschriften
    • Gestalte Deine Absätze nicht zu lang (acht Zeilen pro Absatz sind ein guter Richtwert, schau aber auf Dein Layout und was darin gut aussieht. Auch auf dem Smartphone muss sich der Text angenehm lesen.)
    • Wenig Schachtelsätze, viele Hauptsätze
    • Bringe das Wichtigste zuerst ins Gespräch (das gilt für jeden Satz und auch für den Text insgesamt)

Tipp 1: In meinem kostenlosen Online-Kurs lernst Du, besser zu schreiben und zu formulieren.

3. Ein guter Text bedient unterschiedlich tiefe Interessen am Thema

Manche Leser wollen nur das Wichtigste zum Thema wissen, andere wollen sich tiefer einlesen. Du kannst beide zufriedenstellen, indem Dein Text im oberen Teil dicht gedrängt viele Aspekte behandelt, weiter unten konzentrierst Du Dich ausgiebiger mit Details.

4. Ein guter Text passt zur Situation und zum Medium des Lesers

Wenn Du mit Teig an den Händen nach Tipps für Deinen Kuchen suchst, willst Du nicht erst etwas über die Geschichte des Backens lesen. Wer sich geschnitten hat, braucht im Text sofort Hilfe. Und generell will niemand allgemeine Philosophie über das Thema, wenn er über Google etwas Konkretes sucht. Manche Themen sind auch nichts für einen Text sondern verlangen nach einem anderen Format – zum Beispiel Vorlagen bei Bewerbungsschreiben oder Videos bei einem Tutorial. Siehe dazu meinen Artikel zum Thema zielgruppengerechtes Schreiben im Punkt: Hol den Leser in seiner Situation ab.

5. Er macht Dir als Autor Mühe, aber auch Freude

Dieser Punkt kommt oft zu kurz: Die besten Texte entstehen mit Freude und Enthusiasmus. Denkst Du beim Schreiben schon an die vielen zufriedenen Menschen, denen Du damit einen guten Dienst erweist? Hast Du richtig Bock auf das Thema? Willst Du einen geilen Text schreiben, oder willst Du einfach nur das Blatt vollkriegen? Deine Einstellung und Deine Lust aufs Thema unterscheidet Deinen Text von anderen. Auch, wenn es naiv klingt: Hab Freude beim Schreiben und schreibe nicht, wenn Du dabei keine Freude empfindest. Dann werden Deine Texte nicht nur gut, sondern besser – wertvolle Güter für Deine Leser.