Gemeinsam bloggen für bessere Inhalte
Sein erstes Wort war: Auto! Und die Begeisterung für den Motorsport ist auch heute noch ungebrochen. Stefan Brencher bloggt auf USED4.net über Driftsport, Fahrzeuge, Autokultur und Motorsport – zusammen mit Freunden. Ein Blog von Autoenthusiasten für Autoenthusiasten, wie Stefan erzählt. Wir haben ihn zum Interview getroffen und nachgefragt, warum im Team bloggen eine Überlegung wert sein sollte.
Lieber Stefan, magst Du Dich und Deine Arbeit bitte einmal vorstellen?
Ich habe schon immer viel Motorsport fotografiert. Am Anfang noch für ein Social Network, aber da kamen meine Bilder nicht so gut an. Die Leute wollten lieber Partybilder sehen. Mein jetziger Kollege Robert Kwiecien hatte zu diesem Zeitpunkt die Domain USED4.net gesichert und wollte da einen Lifestyle-Blog starten. Er hatte schon ein cooles Design mit WordPress ausgesucht und ein Logo gestaltet. Ich hatte meine Bilder, die ich unbedingt zeigen wollte. Da habe ich nachgefragt, ob man nicht bei USED4 etwas mit Autos machen könnte. An USED4 waren noch mehr Leute beteiligt, aber die haben alle mitgezogen und fanden die Idee gut. Wir sind alle Freunde, die sich für die gleiche Sache begeistern können, also haben wir es einfach mal mit dem ersten Artikel versucht.
Und was ist USED4 für ein Blog?
Das ist eine Mischung aus Blog und Online-Magazin. Wir sind alle begeistert von Autos, genau wie unsere Leser. Wir fotografieren und schreiben alle gern. Deshalb bieten wir ein deutschsprachiges Medium über Eventberichterstattung und coole Fahrzeuge. Jeder USED4-Redakteur ist immer mit dem Gedanken unterwegs, was er zur Seite beitragen könnte. Deshalb berichten wir auch aus anderen Ländern, wenn wir bei Reisen irgendetwas Spannendes entdecken. Wir erzählen einfach gerne, was wir erleben in der Autoszene und inzwischen haben wir richtige Fans, die unseren Blog super finden. Wir sind komplett autoverrückt und leben das, was wir da tun!
Wahrscheinlich ist nicht jeder Redakteur ein begnadeter Fotograf und Texter. Wie teilt Ihr Euch die Arbeit auf?
Gerade versuchen wir, dass wir bei Artikeln immer mehr zusammenarbeiten. Wir haben vor Kurzem einen Beitrag über einen Nissan 200 SX geschrieben. Da habe ich die Fotos gemacht, Niels hat zusammen mit dem Fahrzeugbesitzer den Artikel geschrieben und Dominik hat den Text dann ins Englische übersetzt. So können auch unsere internationalen Leser, von denen wir nicht so viele haben, unseren Blog lesen. Diese Zusammenarbeit hätte ich gerne öfter! Niels Kreischer ist ausgebildeter Journalist, das ist natürlich super für das ganze Team. Jeder bringt seine Talente ein. Es gibt viele Blogger, die Alleingänger sind. Sie sehen eine geile Karre, fotografieren sie und schreiben darüber. Aber es macht so viel mehr Spaß, gemeinsam etwas entstehen zu lassen. Man macht nicht einfach stur sein Ding, sondern alle bringen ihre Ideen ein. Und danach sind drei Leute stolz auf einen Artikel, teilen ihn und viele Menschen können ihn lesen.
Meinst Du, im Team bloggen ist erfolgreicher als Alleingänge?
Kommt ganz auf die Ziele an, die man hat. Wenn man möglichst schnell etwas verdienen will, dann nicht. Man hat im Team zwar geteilten Aufwand, aber man muss das bisschen, das man verdient, auch noch teilen. Bei uns klappt eine Zusammenarbeit besser. Im Moment ist USED4 komplett eigenfinanziert, wir verdienen nichts. Das Ziel unserer Arbeit ist echt nur, dass Leute unsere Artikel lesen. Meine persönliche Motivation ist, berühmt zu werden. Ich will, dass die Menschen meinen Namen lesen und denken: Das ist doch der, der immer saucoole Autos fotografiert. Das wäre für mich Bezahlung genug. Und wenn das bei anderen auch so ist, dann sollte man im Team bloggen. Man lernt wahnsinnig tolle Menschen kennen und Freundschaften entstehen.
Und wollt Ihr irgendwann damit Geld verdienen?
Wir haben inzwischen eine hohe Besucherfrequenz und die Zahlen steigen weiter. Wir stellen uns immer breiter auf. Bis jetzt war unser Fokus auf Driftsport und japanische Sportwagen, aber wir erweitern uns und das funktioniert gut. Wir bekommen immer mehr Leser. Keiner von uns hat das Ziel, etwas damit zu verdienen, aber es wäre schon schön, wenn wir unsere eigenen Kosten decken könnten. Es fallen immerhin bei acht Jungs Spritkosten, Übernachtungskosten und Spesen an. Man hätte mit Sicherheit mit einer schlauen Marketing-Strategie aus USED4 bei weitem mehr rausholen können. Jemand anderes, der fünf Jahre Zeit gehabt und so viel Arbeit, wie wir da reingesteckt hätte, der hätte vielleicht jetzt ein kleines Unternehmen, das ein bisschen Geld abwirft. Aber wir sind alle voll berufstätig und dann wollen wir ja auch noch Zeit für Freunde und Familie haben.
Ihr habt aber doch Merchandise-Artikel. Verdient Ihr daran nicht?
Da bleibt auch nichts über. Das Einzige, was wir uns erlauben ist, dass wir das Porto verlangen. Ansonsten verdienen wir daran nichts. Uns ist wichtig, dass wir USED4 aufbauen und die Leute uns kennenlernen. Nicht der Profit.
Du fotografierst leidenschaftlich gerne. Magst Du ein paar Worte zu Deinem Fotografie-Werdegang sagen?
Ich habe nie einen Fotografiekurs belegt. Das werde ich ständig gefragt! Es hat angefangen, als mir einer meiner besten Freunde seine Spiegelreflexkamera verkauft hat. Damals dachte ich noch, dass eine gute Kamera auch gute Bilder macht. Ich habe einfach angefangen, alle Knöpfe zu drücken und ausprobiert. In mir ist immer ein Kampf. Ich bin ständig kurz davor aufzuhören, weil ich zwar die Technik beherrsche, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass mir das Auge für das Fotografieren fehlt. Aber man muss lernen, dass Fotografie keinen Maßstab hat. Das ist eine Kunstform und mein Schön ist nicht zwingend dein Schön! Es gibt nichts Traurigeres als jemand, der sich für dieses wunderschöne Hobby begeistert und dann nur aufgrund von anderen wieder aufhört. Ich sage mir da selbst immer wieder eine japanische Weisheit: “Es ist nicht wichtig, besser als alle anderen zu sein, sondern es ist wichtig, besser zu sein, als man es gestern war!”
Hast Du einen Tipp für eine Einsteigerkamera?
Ich selber fotografiere mit der Nikon D 700. Aber mein Tipp ist, sich kein Neugerät zu kaufen. Ich habe noch nie in meinem Leben irgendeinen Fotoartikel neu gekauft, sondern immer Hochwertiges, aber Gebrauchtes.
Kannst Du durch Deine Mitarbeit bei USED4 Kunden für Dich als Fotograf gewinnen?
Jein. Es kommt ganz, ganz selten vor. Ich habe vielleicht zwei mal im Jahr so eine Anfrage. Und meistens ist die Anfrage dann über meine eigene Website.
Wenn das so selten ist, warum betreibst Du dann trotzdem eine eigene Website?
Im digitalen Zeitalter ist es schwierig ohne Website. Die meisten haben eine Facebook-Page, aber das hat halt jeder. Ich finde, eine richtige Website gehört trotzdem noch dazu. Das ist dann ein vernünftiges Portfolio, man findet meine Kontaktdaten und ich kann zeigen, was ich anbiete. Das kann ich nur jedem empfehlen. Und wenn man dann noch zusätzlich bloggt, dann ist das sehr schlau, um gefunden zu werden. Jeder, der sich mit Suchmaschinenoptimierung schon einmal auseinandergesetzt hat, weiß das und braucht auch nicht den Rat, dass er bloggen sollte. Ich habe irgendwann mal Jimdo kennengelernt, das ist der einfachste Webhoster überhaupt. Meine Website kostet alle zwei Jahre 60 Euro, dafür ist alles werbefrei, Thema für mich erledigt. Ich habe von Programmieren keine Ahnung. USED4 läuft über WordPress, aber ich verstehe das nicht.
Was ist bei einem Blog-Desgin wichtig?
Am wichtigsten ist die Regel: Content größer als Plattform! Mir persönlich ist der Content immer wichtiger als das Design. Wenn der Inhalt des Blogs Müll ist, dann hält mich nichts auf der Seite. Solange nichts den Lesefluss stört, kann man fast nichts falsch machen.
USED4.net findet man auch auf Facebook. Kommt die Mehrzahl Eurer Leser über Facebook oder kommen sie direkt auf Eure Website?
Facebook ist unser wichtigstes Share-Medium. Das wird auch so bleiben, weil wir auf Facebook sehr leicht Reputation aufbauen können. Ein Klick und etwas ist geteilt, ein Klick auf ‘Gefällt mir’, ein Klick und jemand ist markiert. Das steigert alles unsere Reichweite. Ich versuche auch ganz gezielt, Fotos von vielen verschiedenen Menschen hochzuladen, um genau diesen Effekt zu erzielen. Die Leute sollen sich entdecken, markieren und so auch USED4 sehen.
Und für Dich als Fotograf – wie hältst du es da mit Social Media?
Ich sehe es in erster Linie bei befreundeten Fotografen. Die nutzen zum Teil alle Kanäle, die möglich sind, und erzeugen dadurch einen schönen Synergieeffekt. Die Reputation des Namens und der Marke im Internet ist enorm stark. Auch wenn der Content manchmal gar nicht so gut ist, sind sie sehr präsent. Und dann machen sie ja scheinbar etwas richtig, sonst würde ich ja nichts über sie mitbekommen. Ich hab mal mit Twitter angefangen, aber mir erschließt sich der Mehrwert für Nutzer nicht.
Gehen wir nochmal an die Anfänge von USED4 zurück. Wie lange habt Ihr gebloggt, bis endlich mal Feedback kam?
Ganz am Anfang hatten wir noch nicht so gute Kontakte in die Driftsportszene. Ich war dann auf Events, habe fotografiert, aber keinen hat es interessiert. Bis wirklich die ersten wussten, was USED4 ist und wir zum ersten mal Feedback hatten, ist leicht ein Jahr vergangen. Ich habe von meinem ersten Kommentar, dass jemand meine Artikel gerne liest, einen Screenshot gemacht. Für ihn war das gar nichts und ich freue mich heute noch darüber.
Ein Interview von Katharina Kunzmann
Bildquelle: Alle Bilder © Stefan Brencher
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