WORTLIGA-Tool für Lehrer: Mehr Zeit fürs individuelle Unterrichten
Schulleiter Klaus Ramsaier hat seine Friedrich-Boysen-Realschule fast vollständig digitalisiert – bald arbeiten alle der rund 600 Schüler auf einem iPad. Trotzdem fehlt noch etwas: Passende Tools, mit denen die Kinder individuell lernen. Die WORTLIGA Textanalyse hilft beim Unterrichten. Sie nimmt Lehrern Korrekturaufwand ab – da bleibt mehr Zeit für die Klasse. Wie die Realschule die Digitalisierung meistert und wie das den Unterricht verändert.
„Schüler brauchen mehr als Frontal-Unterricht deluxe“
Klaus Ramsaier ist als Rektor nicht nur bei seinen rund 600 Schülern und 45 Lehrkräften gefragt – Kollegen aus ganz Deutschland kommen auf ihn zu und wollen wissen: Wie hast Du das mit der Digitalisierung hinbekommen? Seine Antwort: Zehn Jahre Arbeit. Aber Ihr dürft Euch was bei uns abschauen.
Seine Realschule ist eine der wenigen Schulen in Deutschland, die fast komplett digitalisiert ist. Dafür gab sich die Schule eine extra Probezeit von 12 Monaten, in dem die Lehrkräfte neue Unterrichtskonzepte mit digitalen Medien erprobten. Es gab intensive Lehrerfortbildungen und die Schule experimentierte mit der optimalen Ausstattung der Klassenzimmer.
Dabei gehen die Lehrkräfte weit über Frontal-Unterricht deluxe hinaus. So nennt es Klaus Ramsaier, wenn Lehrer statt am Tageslichtprojektor an einem der modernen Boards referieren und die Schüler weiterhin nichts tun, außer mitzuschreiben.
Digitalisierung im Unterricht: „Wir wollten es in die Hände der Kinder geben“
Digitalisierung in der Schule bedeutet für Ramsaier und seine Kollegen auch mehr, als bei den Schulbüchern aufs Papier zu verzichten. In der Friedrich-Boysen-Realschule hat jeder Schüler sein Klassenzimmer in der Hand. Jeder Platz wird zum Mittelpunkt der Schulstunde, der Schultisch wird zum unabhängigen Lern-Center. Der Lehrer kann sich jederzeit auf das Gerät der Schüler aufschalten, Schüler können sich in das Apple TV des Lehrers einklinken und auch untereinander Arbeitsergebnisse teilen und bearbeiten.
„Wir wollen, dass alle Schülerinnen und Schüler individuell an ihren Geräten lernen und kreativ arbeiten können. Wir vermitteln ihnen dabei die Werkzeuge und Fähigkeiten, die sie später auch fürs Berufsleben brauchen. Pures Rechtschreiblernen ist in Zeiten von Autokorrektur aus unserer Sicht nicht zeitgemäß. Keiner der Schüler wird später im Berufsleben Aufsätze oder Diktate schreiben – die jungen Leute müssen lernen, sich etwas eigenständig zu erarbeiten.“
„Mit der WORTLIGA Textanalyse gewinnen wir Zeit fürs Unterrichten“
„Die WORTLIGA Textanalyse ist eines der wenigen Tools, die in dieses neue, wichtige Konzept von Unterricht passen“, sagt Klaus Ramsaier. Die großen Software-Häuser und Verlage haben daran noch kein Interesse. Und ohne solche Tools wird der Unterricht künftig gar nicht mehr möglich sein, sagt er.
Weniger korrigieren, mehr unterrichten
Klaus Ramsaier erklärt: „Die Schülerinnen und Schüler schreiben ihren Text auf dem Tablet. Dann kommt der Text in die Autokorrektur, die macht aber noch lang keinen guten Text. Also ist die Lehrkraft gefragt. Die kann sich bei 30 Schülern aber nicht jedem Text intensiv zuwenden – nicht bei der kurzen Zeit, die Lehrer für Deutsch noch haben.
Mit den Rückmeldungen und Hinweisen der WORTLIGA Textanalyse können die Schüler nun allein oder in kleinen Gruppen eigenständig an ihren Texten arbeiten. Die Lehrkraft sieht dann das Endergebnis und kann der Gruppe weitere Tipps geben. Oder die Schüler fügen ihren Text in die Analyse ein und legen das Ergebnis auf den großen Bildschirm. Dann kann die Klasse den analysierten Text besprechen.
„Schüler schreiben aus eigenem Antrieb heraus bessere Texte“
„Toll ist, dass sie mit der WORTLIGA selbst und kollaborativ an ihren Aufgaben arbeiten können. Die Kinder laden den Text hoch, erkennen Schwachstellen und können aus eigenem Antrieb ihre Texte besser machen – sie handeln aus eigenem Interesse, nicht weil der Lehrer es anstreicht. Es ist ihr Arbeitsergebnis.“
„Die Kinder können selbst sehr viel korrigieren“
Bei der klassischen Arbeitsweise sind die Schüler mit ihrer Arbeit zufrieden, der Lehrer streicht tausende von Zetteln rot an und später sehen sich die Schüler die Verbesserungen des Lehrers nicht mal mehr an. Wenn Schüler aber mit der Textanalyse arbeiten, können sie Korrekturen direkt einsehen und mit den Ergebnissen weitermachen. Sie überarbeiten ihre Texte aus eigener Motivation und die Lehrkraft bekommt ein schon zu 80 bis 90 Prozent fertiges Ergebnis.
Die Kinder können selbst sehr viel korrigieren. Dann kann sich der Lehrer um die Schüler kümmern, die wirklich Hilfe brauchen.
“Das ist für mich eine zeitgemäße Art und Weise, wie die Kinder auch zukünftig Rechtschreibleistung abliefern. Die Lehrkräfte sparen sich dabei Aufwand für die Korrekturen und haben wieder mehr Zeit fürs Unterrichten.“
“Digitalisierung ist nicht einfach hipp oder cool. Wir treiben das individuelle Lernen voran.“
Klaus Ramsaier: „Die Schülerinnen und Schüler sollen Handwerkszeug fürs Berufsleben bekommen. Wie gehe ich mit den Geräten um? Wie hole ich am meisten für mich raus? Dafür müssen die Kinder und Jugendlichen etwas tun, sie müssen die Medien aktiv nutzen. Wir wollen dabei nicht die Nutzungsdauer der Tablets erhöhen, sondern wir wollen, dass Schüler die Zeit mit digitalen Medien vernünftiger nutzen. Dass sie selbst produktiv und kreativ werden.“
Dafür musste natürlich auch Schutz her – die Schüler und Schülerinnen können auf den Tablets keine Pornos gucken oder Spiele herunterladen. „Wir verwalten die Tablets. Erst am Ende der Schulzeit gehen die Geräte ganz ins Eigentum der Schüler über, dann entfernen wir den Schutz“, sagt Ramsaier.
“Wir haben einen anderen Unterricht. Schüler und Lehrer arbeiten mehr zusammen.“
Die neuen Geräte, Konzepte und Tools verändern den Unterricht an der Realschule weit mehr als gedacht. „Die Lehrer werden auch zu Lernern. Zum Beispiel mit der WORTLIGA Textanalyse. Der Lehrer ist nicht mehr der allwissende Professor da vorne, sondern lernt zusammen mit den Schülern. Außerdem entdecken wir Qualitäten an unseren Schülerinnen und Schülern, die bisher verborgen geblieben waren. Zum Beispiel sind manche im technischen Bereich so gut, dass sie Mitschülern helfen. Da verändert sich die Rolle der Schüler – das ist spannend und es macht Spaß zu sehen, wie sich der Unterricht bei uns verändert.“
Trotzdem empfiehlt Ramsaier jeder Schule, sich vor der Umstellung zu fragen: Warum machen wir das? Warum wollen wir uns digitalisieren? Nur dann laufen Veränderungen in eine sinnvolle Richtung und sind mehr als Kosmetik, eben mehr als Frontal-Unterricht deluxe.“
Die letzten Hürden sind überwunden – jetzt kann die Digitalisierung an Schulen kommen
Vor zwei Jahren hat Klaus Ramsaier eine Lösung für den Datenschutz an seiner Schule gefunden – und seit dem ist die Digitalisierung an seiner Schule nicht mehr aufzuhalten. Aber davor stand er vor einem Berg ganz anderer Arbeit. Denn damit Digitalisierung an Schulen funktioniert, brauchen die Lehrkräfte ein pädagogisches Konzept, nach dem sie arbeiten. Ramsaier und seine Lehrkräfte mussten Grundlagenarbeit leisten, um einen vernünftigen Rahmen für digitalisierten Unterricht zu schaffen.
Wie finanzieren wir die Digitalisierung unserer Schule?
Und dann war da noch das Problem mit der Finanzierung. Nicht immer stehen Fördergelder bereit, also musste sich die Schule ihren eigenen Topf schaffen. Ramsaier stemmt das nach einer Anschubfinanzierung unter anderem mit freiwilligen Zahlungen der Eltern. Jeder zahlt neun Euro pro Monat – nach drei Jahren gehört das Tablet dann der Schülerin oder dem Schüler und in der Zwischenzeit ist auch die Versicherung des Geräts abgedeckt.
Finanzielle Hilfe für Familien
Wenn eine Familie sich kein Tablet leisten kann, hat Ramsaier über sein Konzept genug Spielraum, um ein Gerät zu spenden. So startete die Schule mit 150 Tablets, außerdem mit Apple TVs und Monitoren in jedem Klassenzimmer. Dieses Jahr stattet die Schule vier weitere Klassen mit den Geräten aus. Und im kommenden Jahr bekommen vier weitere Klassen die digitalen Helfer. So wird die Schule am Ende 400–500 Tablets an ihre Schüler verteilt haben.
„Viele Familien haben keinen Computer mehr Zuhause“
Auch das Arbeiten an normalen PCs lernen die Schüler an der Friedrich-Boysen-Realschule. In den Klassen 5–7 machen die Kinder eine Computerausbildung, denn viele Familien haben keinen Computer mehr Zuhause. Neben der Technik konzentrieren die Lehrkräfte den Unterricht auf Medienbildung. Wie unterscheide ich Nachrichten von Fake News? Wie verhalten ich mich im Netz? Wie nutze ich verschiedene Tools und Dienste? „Anschließend bieten wir den Schülerinnen und Schülern eine vertiefte IT-Ausbildung an. Spätestens im Beruf müssen sie mit dem klassischen Rechner arbeiten können. Viele Kinder haben auch keinen Drucker Zuhause – dann können Sie bei uns in der Schule kostenlos drucken“, erzählt Klaus Ramsaier. Denn ganz ohne Papier geht es auch in der digitalisierten Schule noch nicht.
Mehr Infos: Zur Website der Friedrich-Boysen-Realschule
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