Wortwiederholungen als Stilmittel: So wirken Wiederholungen richtig

Synonyme gelten als gut, Wortwiederholungen als schlecht. Doch Synonyme können verwirren, während Wortwiederholungen Dinge klarstellen. Wiederholungen klingen weniger elegant, doch sie machen Sätze oft verständlicher. Sie können sogar ein anregendes Stilmittel sein. Störung oder kreatives Element? Es kommt auf den Satz an – das zeigen folgende Beispiele.

Wann wir uns wiederholen sollten – Wirkung von Wortwiederholungen als Stilmittel

Meistens machen einzelne Wortwiederholungen Texte verständlicher. Richtig eingesetzt, regen sie sogar an, erzeugen Melodie. Falsch eingesetzt langweilen Wiederholungen, verwirren, stören – erzeugen das Gefühl, in der Zeile verrutscht zu sein. Erfahrene Autoren dosieren Wiederholungen aus dem Bauch heraus. Textanalyse-Tools und kurze Pausen helfen, den Überblick zu behalten.

Störung oder Stilmittel? Die folgende Tabelle zeigt, wann Wortwiederholungen gut klingen, helfen oder stören.

KriteriumWiederholung hilftWiederholung stört
RhythmusWiederholungen können den Lesefluss verbessern und einen angenehmen Rhythmus schaffen.Zu viele Wiederholungen können den Rhythmus stören und den Text monoton wirken lassen.
BetonungWiederholungen können helfen, wichtige Punkte zu betonen und die Aufmerksamkeit zu lenken.Übermäßige Betonung kann überladen wirken und vom Wesentlichen ablenken.
KlarheitIn wissenschaftlichen oder komplexen Texten können Wiederholungen die Verständlichkeit verbessern.Zu viele Wiederholungen können die Lesbarkeit verschlechtern und den Text ermüdend machen.
Interesse/AbwechslungSowohl in literarischen als auch in sachlichen Texten können gezielte Wiederholungen stilistisch wirkungsvoll sein.Ein Mangel an Abwechslung kann den Text langweilig und einfallslos erscheinen lassen.
Genre/SchreibstilIn manchen Textgattungen und für manche Autoren können Wiederholungen ein bewusstes Stilmittel sein.In anderen Kontexten oder bei übermäßigem Gebrauch können Leser sie als störend empfinden.
ZielgruppeFachpublikum kann vielleicht besser mit Wiederholungen umgehen, um Konsistenz zu wahren.Eine allgemeine Leserschaft könnte Wiederholungen als ermüdend empfinden.
SynonymeWiederholungen können hilfreich sein, wenn die übermäßige Verwendung von Synonymen verwirren würde.Zu wenige Synonyme können jedoch einen begrenzten Wortschatz suggerieren.

Wiederholungen als Stilmittel richtig einsetzen – Beispiele

Mit den folgenden Beispielen schulst Du Dein Gefühl für die richtige Dosis – so werden aus schlichten Worten anregende Stilmittel.

Rhythmus:

In einem Gedicht über den Herbst kann die Wiederholung des Wortes „golden“ helfen, einen warmen und einladenden Rhythmus zu schaffen: „Die Blätter fallen sanft, golden und leicht, bedecken den Boden in einem goldenen Teppich, während die Welt in goldenem Licht erstrahlt.“ Hier unterstützt die Wiederholung die stimmungsvolle Beschreibung und verbessert den Lesefluss.

Betonung:

In einem Überzeugungstext zum Thema Umweltschutz könnte ein Autor Wiederholungen nutzen, um die Dringlichkeit zu betonen: „Wir müssen jetzt handeln, jetzt die Veränderung vorantreiben, jetzt die Zukunft sichern.“ Die Wiederholungen betonen die Notwendigkeit schnellen Handelns.

Klarheit:

In einer wissenschaftlichen Abhandlung über ein komplexes Thema könnten Wiederholungen zur Klarheit beitragen: „Die photovoltaische Zelle wandelt Sonnenlicht direkt in Strom um. Diese direkte Umwandlung ist entscheidend für die Effizienz der photovoltaischen Zelle.“ Die Wiederholung der Phrase „direkte Umwandlung“ hilft, den zentralen Punkt zu klären.

Interesse/Abwechslung:

In einer Kurzgeschichte kann ein Autor bewusst Wiederholungen vermeiden, um Interesse und Abwechslung zu schaffen: „Die Stadt lebte, atmete, pulsierte in einem Rhythmus aus Lichtern, Lachen und Leben.“ Die Vielseitigkeit im Vokabular wirkt lebhaft und fesselnd.

Genre/Schreibstil:

In einem philosophischen Essay könnte der Autor einen reflektierenden und meditativen Ton durch Wiederholungen erzeugen: „Wir existieren in der Zeit, leben in der Zeit, verlieren uns in der Zeit.“ Hier passt die Wiederholung zum nachdenklichen Stil des Genres.

Zielgruppe:

In einem Lehrbuch für Kinder könnte die Wiederholung von Schlüsselbegriffen helfen, die Verständlichkeit zu verbessern: „Die Sonne ist ein großer, leuchtender Stern. Dieser Stern, die Sonne, gibt uns Licht und Wärme.“ Die Wiederholungen sind hier didaktisch sinnvoll, um junge Leser zu unterstützen.

Synonyme:

In einem Artikel über Kunst könnte der Autor bewusst Wiederholungen einsetzen, um Verwirrung durch zu viele Synonyme zu vermeiden: „Die Malerei zeigt eine Landschaft in atemberaubenden Blautönen, wobei jede Nuance von Blau eine andere Stimmung einfängt. Das Blau dominiert die Leinwand und zieht den Betrachter in seine Tiefe.“ Hier hilft die Wiederholung, die Konsistenz im Thema zu bewahren und Klarheit zu schaffen.

Störende Wiederholungen: Nicht immer sind Synonyme die beste Lösung

Bei den folgenden Beispielen stören die Wiederholungen im Satz und am Satzanfang. Autoren neigen dann dazu, Synonyme zu finden. Sie bringen damit oft unnötige Komplexität in den Text. Stattdessen kannst Du Sätze oft umstellen. Wenn Du möchtest, übe an den folgenden Texten in den roten Kästen und formuliere sie um.

„Gestern besuchte ich den neuen Park in der Stadt. Der Park war größer, als ich erwartet hatte. Hatte kaum vorstellbare Ausmaße. Ausmaße, die mich überwältigten, als ich durch die weitläufigen Wege schlenderte.“

„Gestern besuchte ich den neuen Park in der Stadt und war überrascht von seiner Größe. Die Ausmaße waren kaum vorstellbar und überwältigten mich, als ich durch die weitläufigen Wege schlenderte.“

„Die Aussicht vom Berg war atemberaubend. Der Berg bot eine Sicht, die man sonst nirgendwo erlebt. Erlebt hatte ich so etwas noch nie, und ich konnte meinen Augen kaum trauen. Träumen konnte man von solch einem Anblick.“

„Die Aussicht vom Gipfel war atemberaubend und bot einen einmaligen Blick über das Tal, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Ich konnte meinen Augen kaum trauen und fühlte mich, als wäre ich in einen Traum eingetaucht.“

„Das Konzert gestern Abend war eine Offenbarung und die Musik füllte den ganzen Saal. Der Saal schien zu vibrieren im Takt der Melodien. Melodien, die direkt ins Herz trafen und einen nicht mehr losließen.“

„Das gestrige Konzert war eine wahre Offenbarung, als die Musik den gesamten Saal erfüllte und zum Vibrieren brachte. Die Melodien trafen direkt ins Herz und ließen einen nicht mehr los.“

Exkurs zu überflüssigen Synonymen – Wenn Vierbeiner wieder Hund, Igel und Pferd sein dürfen

Ein bekanntes Beispiel für überflüssige und alberne Synonyme ist der Vierbeiner. Wie weit wir auch reisen, wir kommen dem Synonym nicht aus und es sprießt wie Unkraut an jeder Ecke. Aber der abstrakte Vierbeiner sagt gar nichts und wurde zu einer belanglosen Worthülse.

Einige Beispiele und Verbesserungsvorschläge:

Beispiel 1:

Hilfe für Igel: So unterstützen Sie die stacheligen Vierbeiner im heimischen Garten (SAT.1)

„Hilfe für Igel: So unterstützen Sie die stacheligen Gartenbewohner“

Beispiel 2:

„Das Tierheim Andernach präsentiert seine ‚Tiere der Woche‘: Vierbeiner auf der Suche nach einem neuen Zuhause.“ (www.blick-aktuell.de)

„Das Tierheim Andernach präsentiert seine ‚Tiere der Woche‘: Hunde und Katzen auf der Suche nach einem neuen Zuhause.“

Beispiel 3:

„Hunde kosten Geld. Doch einige Vierbeiner sind teurer als andere. Warum das so ist, und welche Vierbeiner besonders kostbar sind, erfahren Sie hier.“ (Landtiere.de)

„Hunde kosten Geld. Doch einige sind teurer als andere. Warum das so ist, und welche Rassen besonders kostbar sind, erfahren Sie hier.“

Fachgespräch: Profi-Texter Nadja und Philipp diskutieren Wortwiederholungen

Nadja: Hallo Philipp! Ich wollte heute mit Dir über das Thema Wortwiederholungen in Texten sprechen. Ich habe bemerkt, dass es einige Kontroversen darüber gibt, ob sie hilfreich oder hinderlich sind.

Philipp: Hallo Nadja! Ja, das ist in der Tat ein interessantes Thema. Ich denke, Wortwiederholungen können sowohl Vor- als auch Nachteile haben, je nachdem, wie sie verwendet werden. Auf der einen Seite können sie helfen, die Aufmerksamkeit auf bestimmte Punkte zu lenken und die Klarheit eines Textes zu verbessern. Auf der anderen Seite können sie aber auch ermüdend wirken und die Lesbarkeit beeinträchtigen. Wie siehst du das?

Nadja: Ich stimme dir zu. Wortwiederholungen können tatsächlich dazu beitragen, die Verständlichkeit zu erhöhen, insbesondere in komplexen Texten oder bei schwierigen Themen. Wenn ein Autor ein bestimmtes Wort wiederholt, kann dies dem Leser helfen, den Fokus zu behalten und die Hauptbotschaft besser zu verstehen.

Philipp: Das ist wahr. Allerdings denke ich, dass es wichtig ist, ein Gleichgewicht zu finden. Zu viele Wiederholungen können den Text monoton und langweilig machen. Außerdem können sie den Eindruck erwecken, dass der Autor einen begrenzten Wortschatz hat oder nicht genug Mühe in die Formulierung investiert hat.

Nadja: Das stimmt. Ein übermäßiger Gebrauch von Wiederholungen kann tatsächlich kontraproduktiv sein. Ich denke jedoch, dass es in einigen Fällen gerechtfertigt sein kann, insbesondere wenn es darum geht, wichtige Punkte zu unterstreichen oder eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. In der Poesie zum Beispiel sind Wiederholungen ein häufig verwendetes Stilmittel.

Philipp: Ja, in der Poesie und auch in der Rhetorik können Wiederholungen sehr wirkungsvoll sein. Sie können helfen, eine Botschaft zu verstärken und Emotionen zu wecken. In der Prosa hingegen sollte man vielleicht vorsichtiger damit umgehen. Ich denke, es kommt wirklich auf den Kontext und den Zweck des Textes an.

Nadja: Absolut. Und ich denke, es ist auch eine Frage des persönlichen Stils. Einige Autoren nutzen Wiederholungen bewusst als stilistisches Mittel, während andere sie vermeiden, um eine abwechslungsreichere und ansprechendere Formulierung zu erreichen.

Philipp: Genau. Letztendlich sollte der Einsatz von Wortwiederholungen wohlüberlegt sein. Sie können ein mächtiges Werkzeug sein, um die Verständlichkeit und Wirkung eines Textes zu verbessern, aber nur, wenn sie mit Bedacht und in Maßen verwendet werden.

Nadja: Das bringt mich zu einem weiteren wichtigen Punkt, Philipp. Während wir uns über die möglichen Nachteile von Wortwiederholungen im Klaren sind, denke ich, dass wir auch die Verwendung von Synonymen nicht außer Acht lassen dürfen. Manchmal kann die übermäßige Verwendung von Synonymen einen Text sogar verwirrender machen, findest du nicht auch?

Philipp: Absolut. Das ist ein sehr guter Punkt. Wenn ein Autor versucht, Wiederholungen um jeden Preis zu vermeiden und stattdessen viele Synonyme verwendet, kann dies die Klarheit des Textes beeinträchtigen. Synonyme haben oft leicht unterschiedliche Nuancen und Konnotationen, und die Verwendung des falschen Synonyms kann die Bedeutung eines Satzes verändern oder unklar machen.

Nadja: Genau, und es kann auch passieren, dass der Leser den Überblick verliert, besonders wenn es um komplexere Themen geht. Ein gewisses Maß an Wiederholung kann also tatsächlich hilfreich sein, um die Konsistenz zu wahren und sicherzustellen, dass der Leser der Argumentation folgen kann.

Philipp: Das stimmt. Ich denke, es geht wirklich darum, das Gleichgewicht zu finden. Ein guter Autor wird sorgfältig abwägen, wann es angebracht ist, ein Wort zu wiederholen, und wann ein Synonym oder eine Umformulierung verwendet werden sollte, um die Lesbarkeit und Verständlichkeit zu optimieren.

Nadja: Genau, und ich denke, es ist auch wichtig, den Kontext und die Zielgruppe zu berücksichtigen. Was in einem akademischen Text angemessen ist, muss nicht unbedingt in einem Blogbeitrag oder einem Roman funktionieren.

Philipp: Richtig. Jede Textsorte und jede Zielgruppe hat ihre eigenen Anforderungen und Erwartungen, und es ist die Aufgabe des Autors, sich daran anzupassen. Das Verständnis der Zielgruppe und des Zwecks des Textes ist entscheidend, um die richtige Balance zwischen Wiederholung und Abwechslung zu finden.

Nadja: Das bringt mich zu einer weiteren Frage, Philipp. Glaubst du, dass es spezielle Techniken oder Strategien gibt, die Autoren anwenden können, um effektiver mit Wortwiederholungen umzugehen?

Philipp: Ja, ich denke schon. Eine Möglichkeit ist, den Text nach dem Schreiben gründlich zu überarbeiten und nach unnötigen Wiederholungen zu suchen, etwa mit Tools wie der WORTLIGA Textanalyse. Oder mit Papyrus Autor, für sehr lange Texte und Bücher. Manchmal wird einem beim ersten Schreiben nicht bewusst, wie oft man dasselbe Wort verwendet hat. Etwas zeitlicher Abstand und ein kritisches Auge bei der Überarbeitung helfen, diese Wiederholungen zu entdecken und Alternativen zu finden, wenn nötig. Das Ausdrucken auf Papier hilft auch, im Text unerwünschte Wiederholungen zu finden. Bewährt hat sich auch das Ändern der Schrift im Dokument. Dann sehen wir den Text mit frischen Augen.

Nadja: Das ist ein guter Punkt. Ich denke, dass es hilfreich sein kann, auf den Rhythmus des Textes zu achten. Manchmal können Wiederholungen einen angenehmen Rhythmus erzeugen und den Text flüssiger machen. In anderen Fällen können sie jedoch störend wirken und den Fluss unterbrechen.

Philipp: Ja, das ist eine wichtige Überlegung. Der Rhythmus des Textes spielt eine große Rolle für die Lesbarkeit und die allgemeine Wirkung. Und manchmal kann eine bewusste Entscheidung für Wiederholungen diesem Rhythmus dienen und den Text verstärken.

Nadja: Genau. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass nicht alle Wiederholungen schlecht sind. Es gibt bestimmte Arten von Wiederholungen, wie rhetorische Figuren, die gezielt eingesetzt werden können, um die Wirkung eines Textes zu erhöhen.

Philipp: Das stimmt. Und ich denke, das Wissen um diese rhetorischen Figuren und Techniken kann Autoren dabei helfen, bewusster mit Wiederholungen umzugehen und sie gezielt einzusetzen, um ihre Texte zu verbessern.

Nadja: Abschließend würde ich sagen, dass Wortwiederholungen ein zweischneidiges Schwert sind. Sie können die Verständlichkeit und Wirkung eines Textes erhöhen, können aber auch, wenn sie übermäßig verwendet werden, die Lesbarkeit verschlechtern. Es kommt wirklich auf den Kontext, den Zweck des Textes und die Zielgruppe an, sowie auf die Fähigkeit des Autors, ein Gleichgewicht zu finden und Wiederholungen bewusst und effektiv einzusetzen.

Philipp: Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Wortwiederholungen sind ein mächtiges Werkzeug in der Werkzeugkiste eines jeden Autors, aber wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, wie man es verwendet. Ein bewusster und überlegter Einsatz kann die Qualität eines Textes erheblich verbessern, während ein übermäßiger oder nachlässiger Gebrauch den gegenteiligen Effekt haben kann.

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