Stilmittel

Stilmittel, auch rhetorische Mittel oder sprachliche Mittel genannt, verleihen einem Text mehr Persönlichkeit – buchstäblich. Über rhetorische Figuren wie Metaphern oder Ellipsen werden Texte lebendiger und erhalten im besten Fall einen unverwechselbaren Stil.

Rhetorische Mittel sind das Rückgrat einer bildhaften Sprache und können die Sprachmelodie verbessern. Sie sollten jedoch wohldosiert und gekonnt eingesetzt werden. Sie funktionieren nur, wenn der Leser die zugrundeliegenden Vergleiche versteht und die Textverständlichkeit durch sie erhöht wird.

Stilmittel – Beispiele und Wirkung

Die Liste an Stilmitteln ist praktisch unendlich. Zwischen A wie Adynaton und Z wie Zeugma lassen sie sich in zwei grundsätzliche Kategorien einteilen:

  • Stilmittel mit inhaltlichem Schwerpunkt 
  • Stilmittel mit sprachrhythmischem Schwerpunkt 

Stilmittel mit inhaltlichem Schwerpunkt

Stilmittel mit inhaltlichem Schwerpunkt – also sprachliche Bilder, Vergleiche, Metaphern usw. – werden beim Redigieren am häufigsten angekreidet. Entweder, weil sie zum Klischee verkommen sind, oder weil sie nicht (richtig) funktionieren.

Die Bedeutungsübertragung von einer Ebene auf eine andere per Metapher ist eine Stolperfalle der Beliebigkeit. Die meisten Metaphern von Turteltauben bis zum überspannten Bogen wurden schon so oft verwendet, dass sie jeden sprachlichen Wert verloren haben. Allerdings bietet sich hier viel Raum für Kreativität – schließlich gibt es ein riesiges Buffet an Begriffs- und Bedeutungswelten, an dem Du Dich für neue sprachliche Bilder bedienen kannst. 

Ähnlich verhält es sich mit Allegorien und Personifizierungen: Wenn Amor seine Pfeile verschießt oder der Sensenmann vor der Tür steht, schlafen Leser ein. Auch eine lachende Sonne oder ein weinender Himmel wecken keine Emotionen. In den meisten Fällen ist der eigentliche Ausdruck hinter dem Stilmittel viel stärker. Es sei denn, Du brichst mit Traditionen: Warum sollte nicht auch einmal der Mond lachen?

Apropos: Mit rhetorischen Fragen wie Wollen wir das wirklich? oder Kennen Sie das? versuchen Autoren, den Leser zum Teil eines imaginären Dialogs zu machen und einer Argumentation mehr Prägnanz zu verleihen. Auch wenn die rhetorische Frage keine Antwort erwartet, sollte sie zumindest zum Nachdenken anregen oder einen neuen Sachverhalt einführen. Tut sie das nicht, ist sie eher ein überlanges Füllwort.  

Stilmittel mit sprachrhythmischem Schwerpunkt 

Beim Einsatz sprachrhythmischer Stilmittel wie Anapher oder Alliteration geht es weniger um die korrekte Auswahl als um die korrekte Dosis:

  • Eine Anhäufung adäquater Alliterationen (alle Wörter einer Folge besitzen denselben Anfangslaut) sollte nicht von überschäumenden Anaphern, überschäumenden rhetorischen Figuren abgelöst werden (Wiederholung desselben Wortes in mehreren Satzteilen).
  • Die Ellipse als mutwillig verkürzter Satz kann eine Aussage prägnanter machen und eine überlange Argumentationskette wohltuend aufbrechen. Muss aber nicht.  

Sprachrhythmische Stilmittel funktionieren meist nur, wenn sie überraschend zwischen zwei klassischen Sätzen stehen und so als rhetorischer Leuchtturm aus dem Text aufragen. Auch andersherum:

  • Der Parallelismus als Wiederholung identischer Satzstrukturen kann einen verwinkelten, galoppierenden Text mit vielen Nebensätzen beruhigen. Eine Konstruktion wie Die Wolken ziehen vorüber. Die Vögel fliegen dahin gibt dem Leser Raum, innezuhalten und dem Bild zu folgen.

Wie bei allen Aspekten eines guten Texts geht es bei Stilmitteln vor allem um die Lesbarkeit. Diese kommt vor jedem sprachlichen Griff – und sei er noch so brillant. Checke Deine Texte stets mit unserem Textanalyse-Tool und opfere im Zweifel ein schönes Bild der Verständlichkeit. Kill your darlings, sagte schließlich schon Faulkner – und meinte damit genau das.

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