Wie viel KI tut unseren Texten gut?

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Künstliche Intelligenz ist wie ein Kind: Sie lernt durch Nachahmen, plappert nach, mischt alles zusammen. Ist sie ein Wunderknabe oder Sorgenkind? Das größte Hindernis zu guten Texten jedenfalls ist das „Zusammenkleben langer Wortketten, die bereits von jemand anders in eine Reihenfolge gebracht wurden“, sagte George Orwell schon vor über 50 Jahren. Wie schreiben wir mit Software, ohne Texten die Persönlichkeit zu nehmen?

Wie Du mit Tools lernst, anstatt Dich von ihnen ersetzen zu lassen

Wenn jemand lieber selbst schreibt als mit unserer Textanalyse-Software, lächelt ein Teil von mir. Dieser Teil mag es, dass ein Mensch seinen Verstand und Geschmack nicht an Computer abgeben will. Mit den folgenden Grundsätzen behalten Deine Texte ihre menschliche Note und Du nutzt die Vorteile intelligenter Tools.

Inspirieren statt vorkauen lassen

KI ist cool – sie kann uns inspirieren. Aber sie darf das Kommando nicht übernehmen, wenn wir Texte mit Persönlichkeit schreiben wollen. 

Hat den folgenden Monster-Satz der Hannover Rück ein Mensch geschrieben? Schwer zu sagen. Ich lasse ihn für diesen Artikel von OpenAI kürzen.

Ursprünglicher Satz:

Zentrale Verwaltung kombiniert mit lokaler Fachkompetenz, effektivem Kundenbeziehungsmanagement und sorgfältigem Risikomanagement sind der Schlüssel für die Hannover Rück, unseren Kunden optimale Rückversicherungslösungen bieten zu können.

Ein rekordverdächtig schwerer Satz: Was die KI daraus machen wird? Ich gebe dem Tool den Befehl: Kürze den Satz oder teile ihn in mehrere Sätze auf. Schreibe den Kern des Satzes am Anfang.

Heraus kommt:

Optimale Rückversicherungslösungen bieten: Zentrale Verwaltung kombiniert mit lokaler Fachkompetenz, effektivem Kundenbeziehungsmanagement und sorgfältigem Risikomanagement sind der Schlüssel für die Hannover Rück.

Ergebnis: Eine gute Idee, nämlich das Ziel – jemand zu versichern – mit einem Doppelpunkt voranzustellen. Aber der Satz liest sich noch immer wie Tausende Sätze auf Hunderten Seiten und ist noch immer schwer verständlich. Ich übersetze den Satz also von Hand in aktive Sprache und fülle Worthülsen wie lokale Fachkompetenz.

Meine Lösung:

Rückversichern heißt für uns: zentral verwalten; am Ort des Geschehens beraten; im Gespräch mit Kunden bleiben und: sorgfältiges Risikomanagement. 

Mit den Semikolons und Doppelpunkten erzeuge ich sowohl Lesefluss als auch Sprachmelodie. Aus Worthülsen wie Fachkompetenz werden anschauliche Verben wie beraten

Daraus lernen wir: Inspiriere Dich ruhig bei einem Tool, aber schleife den Text selbst fein.

Learning by Doing statt Verblödung durch Automatisierung

Wenn ganze Schulklassen unsere Textanalyse benutzen, dann nicht als Spickzettel, sondern als Lernhilfe. Das Tool markiert mögliche Schwachstellen und die Schüler verbessern, jeder auf seine Weise. Mit der Zeit wird die Software überflüssig.

Wenn aber Tools die Schreibarbeit für Dich übernehmen mit Funktionen wie Sätze umformulieren per künstliche Intelligenz, fehlt nicht nur die Persönlichkeit; Du lernst nichts. Dein Stil bleibt, wie er ist. Die Software wird zur Krücke. Wir lernen nur durchs Tun, Ausprobieren, Nachmachen.

Zu mehr als Inspiration taugen KI-Generatoren nicht, wenn wir unsere Texte verbessern wollen. Wer sich einzelne Teile abschaut und mit seinem Stil kombiniert, lernt etwas.

Eine gute Synonym-Funktion genügt. Wer sich ganze Sätze umformulieren lässt, schreibt nicht mehr selbst.

Finde ist Schreibassistent LanguageTool zu einfach. Mit den längeren Vorschlägen klingt der Text gestelzt und wird komplizierter.

Tipps abwägen statt Hirn abgeben

Lass Dir nicht Deine Gedanken stehlen. Wahre Deinen Geschmack und suche nach den Worten, die auf den Punkt bringen, was Du sagen willst. Die Arbeitsfragen aus diesem Artikel über Flow beim Schreiben helfen Dir: Wer soll das lesen? Was will ich diesen Leuten mit meinem Text sagen? Interessiert sie das überhaupt?

Wenn ein Programm Dir eine Idee oder einen Rat gibt, verstehe das bitte als Angebot. Überlege, ob es zu Deinem Thema und zu Deiner Stimme passt und gleiche die Vorschläge mit Deinem eigenen Standpunkt ab.

Software ist eine wunderbare Quelle für Inspiration. Auch für diesen Artikel gebe ich Passagen in OpenAI ein und lasse mir etwas vortexten: Vielleicht habe ich ja an einen Aspekt nicht gedacht? Keinen Satz übernehme ich aber wörtlich – sonst wäre es nicht mein Text. So entstand der Mittelteil des Fazits zu diesem Artikel.

Sprachgefühl mit Software trainieren statt „alles richtig machen“

Nutzer mit wenig Erfahrung wollen alle Tipps von Tools umsetzen. Viel wichtiger ist aber, Dich bei jeder Meldung zu fragen: Ist hier etwas zu verbessern? Was klingt besser? Ist der Vorschlag des Tools überflüssig?

Das trainiert Dein Sprachgefühl und lässt Dich lernen. Du schaltest Dein Hirn ein, die Software macht Dich nur aufmerksam. Du bist die Autorität, Dein Gefühl entscheidet, ob Du etwas änderst.

Menschen ansprechen statt nur Statistiken befolgen

Manches Lied hat den Schwachpunkt, dass es zu glatt und perfekt klingt, textet die Hiphop-Band Blumentopf. Beim Schreiben ist es gleich: 100 Punkte bei einem Schreib-Tool sind kein Garant für einen runden Text, sondern oft für einen tot-optimierten, geprügelten Text ohne Ecken und Kanten.


Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.

Friedrich Hebbel

Effizient schreiben statt einfältig

Beim Schreiben schauen wir nach außen und hören nach innen – wir finden die richtigen Worte, laufen schwanger mit einem Thema, sortieren Gedanken, entdecken neue Aspekte.

Schreiben ist persönlich und wirkt nur von Mensch zu Mensch. Verbessere Deine Texte mit Software, aber behalte Deine Stimme. Strukturiere und verfeinere Deine Gedanken mit Tools, aber folge niemals mechanisch Anweisungen. Bleibe kreativ, inspiriert und erinnere Dich daran: Software ist nur ein Werkzeug – sie soll Deine Ideen unterstützen. Und dafür gibt es jeden Tag neue, faszinierende Werkzeuge und Wege.

Tool-Schulung für Einsteiger und Fortgeschrittene:

Besser schreiben mit der WORTLIGA

Die Textanalyse als Mentor in Schule, Studium und Beruf

Im kostenlosen Video-Training „Besser schreiben mit der WORTLIGA“ zeige ich Dir, wie ich mit dem Tool arbeite, welche Funktionen auf Dich warten und wie Du damit die besten Ergebnisse für Deine Texte erreichst. 

Das lernst Du im 40-minütigen Video:

  • Texte mit dem Tool zielgerichtet überarbeiten und verbessern
  • Schreibstil und Sprachgefühl trainieren
  • Alle Funktionen nutzen für bessere Ergebnisse
  • Die wissenschaftliche Basis des Tools verstehen
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  1. […] völlig an eine Künstliche Intelligenz auslagern kannst. Einen spannenden Beitrag zum Thema „Wie viel KI tut unseren Texten gut?“ gibt es auch von der Wortliga – es lohnt sich, […]

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